Perfekte Kombination von Alt und Neu: ein Bauernhof wird zu einer Sporthalle mithilfe von Lösungen aus Stahl

Der Bau einer Sporthalle in einem alten Bauernhof warf eine schwierige Übung der Einigung zwischen baulicher Tragkraft und dem vorherrschenden Charakters des Gebäudes auf, das historisch in der Landschaft verankert ist. Dazu kamen die spezifischen baulichen Anforderungen, die an Sporteinrichtungen gestellt werden.

Beschreibung

Die besondere Beschaffenheit des Bauernhofs in Form eines U brachte die Architekten darauf, im Hof einen überdachten Sportplatz (44×22m) zu errichten, und in den 3 umliegenden Gebäudeflügel Veranstaltungsräume und eine Brasserie unterzubringen. Der architektonische Herausforderung bestand darin, die Typologie des Gebäudes in seinem ruralen Charme zu erhalten und entsprechend zu renovieren. Dabei sollten sich die baulichen Eingriffe auf ein Minimum reduzieren, um der bestehenden Konstruktion den nötigen Respekt zu zollen.

Konstruktionssystem mit einer bedeutenden Stützweite

Stahl, gemeinsam mit Beton, erwies sich bald als Hauptverbündeter des Designerteams. Der Hof wurde mit einem Dach aus selbsttragenden Stahlkassetten und Stahltrapezblechen als Außenhaut überspannt, gestützt auf eine extrem leichte Stahlkonstruktion. Ein entlang des Dachrandes geführtes Oberlicht verstärkt den Eindruck der Leichtigkeit und es sieht so aus, als würde das Dach über den Mauern schweben.

Die Architekten wählten ein Bogendach aufgrund der beträchtlichen Spannweite von ca. 25 m und um die gesetzlich erforderte Höhe für Sporthallen zu erreichen, mit einer geringeren Höhe am äußeren Dachrand.

Entlang des Randes des Kuppeldachs formen Brettschichtholzträger einen Gurt, um Wärmebrücken vorzubeugen.

Stahlrahmenkonstruktion: Leichtigkeit mit komplexer Form

Techno Metal Industry hat alle Arbeiten im Zusammenhang mit dem Stahltragwerk realisiert, unter anderem die geometrischen Studien, Baupläne, Fabrikation, Behandlung in externen Farbwerkstätten, Transport zur Baustelle und Montage.

Das Tragwerk besteht aus folgenden Elementen: 9 Hauptträger mit einer Länge von 25 m, 4 Gratsparren und 10 sekundäre Träger, insgesamt 22 Tonnen Stahl in Güte S355. Die Feuerbeständigkeit von 30 min. wird durch einen Brandschutzanstrich gewährleistet. Auf das Rohrstahlfachwerk wurde U-Profile geschweißt, auf welchen die Dachelemente aufliegen.

Die Komplexität des Projekts lag in den Einschränkungen, die sich durch die Renovierung des Bestandbaus ergaben. Aufgrund der Leichtigkeit der Tragwerkselemente war auch der Transport und die Montage nicht ganz unproblematisch. Das Resultat ist eine extrem leichte Konstruktion, die sich sowohl durch ihre komplexe Form als auch die Mitteinbeziehung der bestehenden rustischen Elemente auszeichnet.

Dach

Auf diese Tragkonstruktion montierte die Firma HD Systems das GlobalRoof Dachsystem von ArcelorMittal Construction, das aus 3 Komponenten besteht: Sahlkassetten, Isolierungsmaterial und Stahlbleche als Außenverkleidung. Die Stahlkassetten (Hacierba 160/600 von ArcelorMittal Construction) bestehen aus vorlackiertem, 15% perforiertem, 0,75 mm starkem Stahlblech. Aufgrund ihrer speziellen Form können sie bei großen Spannweiten eine gewisse Last aufnehmen, ihre Hohlräume nehmen das Isoliermaterial auf und gleichzeitig weiset die Unterseite des Dachs eine ebene Oberfläche auf.  Eingesetzt wurden bei diesem Projekt 223 Stahlkassetten mit Längen zwischen 1 und 10,5 m und einem Gesamtgewicht von 9.447 kg.

In diesem Falle wurde, wie bei Sporthallen aufgrund des hohen Luftschalls üblich, das Isoliermaterial verdoppelt: 25 mm schalldichte Mineralwolle und 140  mm Glaswolle für die Wärmeisolierung, mit einer Dampfsperre dazwischen.

Die äußere Verkleidung besteht ebenfalls aus Stahl: 174 vorlackierte und bombierte NERVESCO 3.45.1000 Trapezbleche von ArcelorMittal Construction mit Längen zwischen 1 und 7,67 m und einem Gesamtgewicht von 8.167 kg wurden dafür eingesetzt. Diese Trapezbleche verleihen dem Dach eine bestimmte Tragfähigkeit für das Eigengewicht und Schneelasten. 

Aspekte de Nachhaltigkeit

Ressourcensparendes Energiemanagement war für die Architekten ein wichtiger Punkt beim Entwurf des Projekts, der Einsatz von erneuerbaren Energiequellen wurde daher besonders hervorgehoben.

Im Bezug auf seinen Wasserverbrauch ist das Gebäude selbstversorgend, das Regenwasser wird in großen Behältern gesammelt. Solarpaneele erwärmen das Wasser für die Duschen, ein Viertel des Gesamtstromverbrauchs wird von Fotovoltaikpaneelen hergestellt. Die Ventilation des Gebäudes erfolgt durch ein zweiflutiges, mechanisches Belüftungssystem, das sich auf dem Dachboden des früheren Stalls befindet. Geheizt wird der Komplex mithilfe zweier Holzpelletsöfen.

Projektinformationen:

  • Miavoye - Anthée
  • Belgien
  • Architekt:
    Atelier de l’Arbre d’Or, Namur
  • 2011 - 2014
  • Bauherr:
    Gemeinden Onhaye und Hastière
  • Ingenieurbüro:
    BSolutions, Gembloux
  • Generalbauunternehmen:
    Duchêne, Modave
  • Stahlbau:
    Techno Métal Industrie, Seilles (Tragwerk)
    HD Systems, Verviers (Dach)
  • Fotos:
    Serge Brison, Technometal, HD Systems