Brasilia Nationalstadion Mané Garrincha: bewehrt mit Stahl von ArcelorMittal

Inspiriert von Oscar Niemeyers Werken wurde das Nationalstadion von Brasilia mit höherer Kapazität für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 nach den Plänen von Castro Mello architects und GMP neu erbaut. Mit 72.000 Sitzplätzen ist es das zweitgrößte Stadion im Land und strebt die Nachhaltigkeitszertifizierung LEED Platin an.

Beschreibung

Gelegen im Ayrton Senna Sports Complex, ersetzt das neue Nationalstadion das alte Mané Garrincha Stadion, das 1974 eröffnet und 2010 abgetragen wurde. Die neue Sportstätte, eingeweiht im Mai 2013, wurde konzipiert, um nicht nur Fußballspiele, sondern auch Konzerte, Shows, Konferenzen und große Versammlungen abzuhalten. Sie bietet 74 Kabinen, 40 Bars, zwei Restaurants, 14 Cafeterias und 276 Toiletten.

Entsprechend der FIFA Anforderungen ist das Stadion optimal an das öffentliche Transportsystem angebunden und bietet  Sitzplätze für mehr als 72.000 Besucher, Presse- und VIP-Bereiche, Barrierefreiheit und alle notwendigen Einrichtungen einer modernen Sportstätte.

Die Fassade des Bauwerks besteht aus 288 Betonsäulen, angeordnet in 3 konzentrischen Kreisen. Der Säulenbereich bildet die Esplanade, die 617.870 m2 umfasst und den Zugang zu allen Bereichen unabhängig und rasch durch 19 Tore und 158 Drehkreuze ermöglicht.

Die inneren Verkehrswege verlaufen über 50 Rampen, vier Rolltreppen, 60 normale Treppen und 20 Aufzüge. Die Evakuationszeit des Stadions beträgt rund 8 Minuten.

Architektonisches Design

Das neue multifunktionale Stadion wurde entsprechend der architektonischen Traditionen von Brasilia entworfen, der nur 50 Jahre alten Hauptstadt des Landes. Das Wechselspiel von Rampen und Brücken, die langen und schlanken Säulen und das monumentalen kreisförmigen Dach sind charakteristisch für den Entwurf des Stadions.

Die Stahlbetonstruktur für das Stadiondach umfasst die Esplanade, den Stützenkranz und den Betondruckring des Ringseildaches. Die gesamte Struktur basiert auf einer perfekten Kreisgeometrie und entwickelt sich aus 96 radialen und 3 tangentialen Ringachsen der Betonstützen. Diese  sind bis zu 61 m lang und mit Durchmessern von nur 1,2 bis 1,5 m extrem schlank ausgebildet.

Der 22 m breite, keilförmige Betondruckring hat einen Außendurchmesser von 309 m und in seinen radialen Wänden sind die hohen Zugkräfte der Seilkonstruktion mittels Litzenbündel sicher verankert.

Das Hängedach besteht aus einem Seilnetz von 48 radialen Seilen, die den Druckring mit dem Zugring verbinden. Darauf aufgeständert stehen die schlanken, radialen und tangentialen Fachwerkbinder die untereinander fugenlos durch die gelenkig angeschlossenen Membranbögen stabilisiert sind. Der gesamte Dachkörper ist in PTFE Glasfasermembran eingehüllt.

Stahl von ArcelorMittal

Für dieses Projekt lieferte ArcelorMittal Brasilien Betonstabstahl und Bewehrungsmatten, aber auch Stahlprofile, Drähte und Flachprodukte. Insgesamt betrug die Lieferung rund 26.000 tn Langprodukte und 55 tn der Umzäunungslösung Securifor 3D, die von Belgo Bekaert Arames hergestellt wird, einer gemeinsamen Firma von ArcelorMittal und Bekeart N.V..

Nachhaltigkeit

Eines der Hauptziele beim Entwurf des neuen Stadions war die Verbesserung seiner Energieeffizienz. Das Nationalstadion von Brasilia strebt nach der höchstmöglichen Green Building-Zertifizierung und will somit die energieeffizienteste Sportstätte der Welt sein.

Das heiße, trockene Klima von Brasilia war ein wichtiger Faktor beim nachhaltigen Design. Durch die offene Fassade kann der Wind der Region optimal genutzt werden und diese natürliche Belüftung reduziert die Hitzewahrnehmung im Stadion maßgeblich.

Das Dach schützt die Zuschauer vor der starken Sonne und ist selbstreinigend, basierend auf dem fotokatalytischen Prozess für die Entfernung von Staub. Die Beleuchtung besteht aus LED Lampen, um die erstrebten 20% bei der Energiereduktion zu erzielen. Um Schattenbildung zu vermeiden und ein homogenes Lichtfeld zu schaffen verfügt das Stadion über 465 Reflektoren mit je 2.000 Watt, die den Rasen beleuchten.

Die in der Region herrschende Wasserknappheit wurde auch in den Entwurf einbezogen, mit dem Ziel, den Trinkwasserverbrauch der Sportstätte um bis zu 50% zu senken. Erreicht wird dies durch den Einsatz von Technologien, die einen effizienten Wasserverbrauch sicherstellen (Toiletten, Wasserhähne, ...), Wiederverwendung von Wasser und Vegetation, die praktisch keine Bewässerung benötigt. Das Regenwasser wird auf dem Dach gesammelt und im und um das Stadion herum eingesetzt.

Die neuen Grünflächen rund um die Arena beinhalten autochthone Pflanzen, die dem trockenen Klima angepasst sind, und verwandeln den Bereich in eine Biosphäre. Verstärkte Bepflanzung trägt dazu bei, den Wärmeinseleffekt der Hauptstadt zu reduzieren.

Die Materialien des abgetragenen alten Stadions wurden entweder im Neubau oder für Bodenauffüllung wiederverwendet oder recycelt.

Projektinformationen:

  • Brasilia DF
  • Brasilien
  • Architekt:
    Castro Mello Architects & GMP Gerkan, Marg & Partner
  • 2010 - 2013
  • Ingenieurbüro:
    Etalp, SBP Schlaich, Bergermann & Partner
    Knut Göppert & Knut Stockhusen (Dach)
  • Bauunternehmen:
    Consórcio Brasilia 2014
    (Via Engenharia & Andrade Gutierrez)
  • Fotos:
    © Markus Bredt/SBP
    © Knut Stockhusen/SBP

¨Technische Details:

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