Parkhaus Les Machines in Nantes mit Stahltragwerk von ArcelorMittal

Dieses offene Parkhaus inmitten von historischen Werften hat ein sichtbares Stahltragwerk und erfüllt die modernen Brandschutzvorgaben. Die Stahlträger, -stützen und Verbunddeckenbleche für das Tragwerk wurden von ArcelorMittal geliefert.

Beschreibung

Architektonisches Konzept und Standort

Nantes, die Loire, ihre Schiffswerften, ein Ort unabänderlich gebrandmarkt durch seine Vergangenheit im Schiffsbau: verlassene, verfallene und ausgebeinte Speicher, Rahmenportale mit großen Spannweiten, Kräne, Werften,... sie alle sind Zeugen der Vergangenheit mit geschichtlicher Bedeutung, ihr Bestehen lässt noch heute Erinnerungen an diese Zeit aufkommen und formt einen Teil der Identität des Gebiets.

Wie alle Städte entwickelte sich Nantes weiter, aber in diesem Fall trägt die Stadt an der Loire ein belastendes Erbe mit sich, eine schwere Bürde in der Arbeitergeschichte.

Die Spuren sind nicht zu beseitigen. Heute versucht die Stadt nicht mehr, ihre Vergangenheit auszulöschen, sondern den baulichen Bestand bestmöglich zu nutzen.

Der Bau eines Parkhauses unter diesen geschichtlichen Gegebenheiten und der städtischen Dynamik verlangt die Schaffung eines Gleichgewichts, um nicht zu sagen einer Konvergenz, um diese Erinnerungen umzukehren und erfolgreich in die neue Epoche aufzunehmen.

Das Parkhaus liegt auf der Ile de Nantes an der „Prairie au Duc“ an der Stelle wo sich damals die Werften befanden. Im Herzen des Standorts Alstom, an dem immer noch zwei Hallen in Betrieb sind, nimmt das Parkhaus den Platz von zwei verlassenen Hallen ein. Die Werft „Grande Nef“ liegt genau gegenüber.

Das Parkhaus: Tragwerk und Brandschutz

Dieses Parkhaus mit 1000 Stellplätzen besteht aus 7 Halbgeschossen mit einer Gesamthöhe von über 22 Metern. Die Länge des Gebäudes beträgt 110m, die Breite 30 m. Dieses Bauwerk ist an drei Seiten vollständig offen, lediglich die an die bestehende Halle andockende Längsfassade ist durch eine Brandschutzwand geschützt.

Die französische Feuerwehr hat das Gebäude aufgrund seiner windexponierten Lage an der Inselspitze als PSLV eingestuft (Parking en Superstructure Largement Ventilé, oberirdisches Parkhaus mit weiträumiger Belüftung). Der Bauart wurde unter Vorbehalt einer reellen Brandschutzstudie nach Eurocode zugestimmt.

Zur Einhaltung des Erlasses über die PSLV –Einstufung wurde das Bauwerk in der Mitte mit einem Einschnitt versehen, der es in zwei Hälften teilt. Auf diese Weise beträgt der Abstand zwischen den gegenüberliegenden und nach außen offenen Fassaden 70 Meter. Aufgrund dieser Maßnahme war die Gewährleistung des Rauchabzugs während der Brandsimulationen sichergestellt. Die maximalen Abstände der Fassaden zueinander für die Öffentlichkeit im Brandfall wurden eingehalten.
Der Bereich der Spalte im Gebäude wurde mit in die Fahrbahnen integrierten Gitterrosten gesichert.

Die für die Studie vorgeschlagenen Szenarien sind klassischer Art und konform den Normen dieser Bauwerksart. Die isostatische Stützen-Träger-Konstruktion hat eine Spannweite von 15 m. Das Raster beträgt 5,20 m, mit Deckenbalken im Abstand von 2,60 m. Die Decke besteht aus einer Cofraplus 60 Verbundschale. Die Träger und Deckenbalken sind Walzprofile vom Typ IPE (I 400 und 450 in der Güte S355).

Die Stützen sind Walzprofile vom Typ HEA, unverkleidet, geschützt durch einen Brandschutzanstrich. Die Windverstrebungen und die Haltepoller für Fahrzeuge bestehen ebenfalls aus HEA-Profilen.

Die Stützen der Mittelspur wurden überdimensioniert, um gegenüberliegendes Parken der Fahrzeuge zu berücksichtigen.

Um die Brandausbreitung über die Geschosse zu begrenzen, betragen C+D 80 cm um das Gebäude herum. Das Projekt wurde von einem Zulassungsbüro, das vom französischen Innenministerium bekannten anerkannt ist, mit folgenden Anmerkungen vorgelegt: „Einbau einer Flammschutzwand pro Halbgeschoss, um die vertikale Brandausbreitung zu begrenzen“.

Reminiscent of a shipyard, governed by geometry

Durch diese Lösung gleicht das Gebäude den Werften oder den Gerüsten welche während deren Baus um die Schiffe herum aufgebaut werden und – sobald diese ins Wasser gelassen wird – als solches stehen bleibt.

Diese Metallkonstruktion strotzt vor Kraft durch ihre enorme Länge, die Wiederholung der identischen Stahlelemente und Linienführung entlang der Straße und dem Boulevard.

Die Kraft des Baus verbindet sich mit dessen  offenen und luftigen Charakter. Die spielerisch gestalteten und verkehrsgeschützten Fußwege liegen wie Galerien in den Fassaden. Der Fußgänger wird von den Laufgängen buchstäblich angezogen, dafür sorgen Licht und die schönen Ausblicke auf die Stadt. Die Bewegung der Fußgänger verleiht diesem funktionellen Gebäude dramatische Dimensionen einzig durch deren Anwesenheit und Bewegung, die Schnelligkeit der Autos und deren Lichter bei Nacht setzen das Bauwerk in Szene.

Die Primärkonstruktion des Parkhauses ist eine Verbundkonstruktion mit einem Rahmen aus Stützen und Trägern mit einer Spannweite von 16,00 m aus H-Walzprofilen, die durch Windverstrebungen (ebenfalls H-Profile) ausgesteift sind, mit in das Tragwerk integrierte Verbunddecken. Die Stellplatzbegrenzer für die Fahrzeuge sind in Form von H-Profilen an den Randträgern verankert.

Ziel der Architekten ist es, das Gebäude mit einem Dach zu versehen, das den Verlauf der vorhandenen Kräfte abzeichnet. Dafür sind Photovoltaikpaneele vorgesehen, da die Ausrichtung der Pultdächer der benachbarten Gebäude die notwendige Schrägung dieser Anlagen aufzunehmen ermöglicht.

Projektinformationen:

  • Nantes
  • Frankreich
  • Architekt
    Barto + Barto
  • 2009
  • Bauherren: 
    Sarl ANTLIA Groupe BREMOND
  • Ingenieurbüro: 
    BET Structure E2C
  • Bauunternehmen
    Samoa - Atelier Ile de Nantes A. Chemetoff
  • Fotograf
    ©P. Miara
  • Text:
    Barto + Barto - Architectes, Paris & Constructalia