Innovatives Stahltragwerk für das gemischt genutzte Gebäude Area 22

Beim Großprojekt Area 22 in der Provinz Trient wurden innovative Materialien und Lösungen eingesetzt, wie etwa hochfester Stahl S460M für die Stützen (erstmals in Italien verwendet) und IFB-Stahlflachdeckenträger aus einer Stahl-Beton-Verbundkonstruktion - geliefert von ArcelorMittal.

Beschreibung

Auf dem Areal des ehemaligen Industriestandorts der SCAC (Società Cementi Armati Centrifugati aus den 1920er-Jahren, aufgelassen und abgerissen) entstand ein neues Bild der Wirtschafts- und Kulturstadt Rovereto. Die städtebauliche Widmung des Geländes für Geschäfts-, Produktions- und Unterbringungszwecke brachte ein ehrgeiziges Projekt hervor.

Die Grundidee bestand darin, für Handelsunternehmen – aber nicht ausschließlich – eine multifunktionale Umgebung mit einer modernen Interpretation von „Raum“ zu schaffen. Zu den klassischen unternehmerischen Anforderungen wie Geschäftslokalen, Show-Rooms, Büros, Lagern, Einstellplätzen, Parkflächen, Verkehrsanbindung und Sichtbarkeit kamen sämtliche regelmäßig in Anspruch genommenen zusätzlichen Dienstleistungen wie Restaurants, Bars, Zeitungs- und Tabakgeschäfte, Banken, Konferenzräume, Executive Offices sowie Räumlichkeiten für Unterbringung und Unterhaltung hinzu. Durch ein Vier-Sterne-Kongresshotel entstand ein ausgesprochen angenehmes und gepflegtes Gesamtambiente, wodurch ideale Bedingungen für die Ansiedelung von Firmen oder die Eröffnung neuer Filialen gegeben sind.

Das Projekt wurde zwar in einem einzigen Komplex entwickelt, umfasst jedoch drei unterschiedliche Bereiche (Kommerz-, Business- und Unterbringungsflächen), die gerade aufgrund ihrer augenscheinlichen Heterogenität interessante Synergien und Verflechtungen hervorbringen, von denen alle Beteiligten profitieren.
Das Vorhaben setzt sich aus zumindest zwei formal unterschiedlichen Elementen zusammen: Dem Komplex der Kommerz- und Dienstleistungsflächen auf drei Ebenen und mit einer Höhe von 15 m sowie dem Hotelgebäude in Prismaform auf dem südlichen, spitz zulaufenden Teil des Geländes auf 9 Ebenen und mit einer Höhe von 30 m.

Alle Gebäude der Konstruktion sind sehr gut einsehbar, sowohl von der Autobahn als auch von der Nationalstraße und der Bahn aus. In wenigen Sekunden kann man auf den ersten Blick einen Gesamteindruck des Komplexes einfangen. Der Projektplaner, Architekt Ferreguti, weist darauf hin, dass die einzelnen Gebäude einander in äußerst rascher und „lateraler“ visueller Wirkkraft gegenüberstehen, wobei Masse, Farben und rasche Perspektivenwechsel dominieren. Die Konstruktion bildet den neuen optischen Anziehungspunkt im Tal und ist zugleich anziehend und geheimnisvoll mit den abrupten Formänderungen der Flächen des prismaförmigen Hotels, das sich von der Umgebung abhebt, als wäre es wie eine Bastion zum Schutz der Renaissancestädte in die Landschaft gestellt worden. Zwischen den Bahngleisen und der Autobahn eingezwängt wirkt das Gebäude, als würde es von den starken Kraftlinien verformt, die die Landschaft längs durchziehen.

Aufgrund seines Umfangs und der gleichzeitigen Präsenz verschiedenster Aktivitäten wurde das Projekt nicht nur den erforderlichen Landschaftsschutz-Studien der Bezirksgemeinschaft unterzogen, sondern überdies auch der Provinz Trient zur Prüfung der Umweltverträglichkeit vorgelegt. Die erforderlichen Genehmigungen wurden bereits vorab erteilt.

Der Einsatz von Stahl

Stahl bietet zahlreiche Vorteile im Bauwesen und in der Architektur: großen gestalterischen Spielraum, Leichtigkeit, mechanische Festigkeit, Langlebigkeit und aufgrund der 100 %-igen Wiederverwertbarkeit nicht zuletzt Umweltfreundlichkeit. Außerdem punktet es mit Wirtschaftlichkeit und rascher Ausführung: Die Stahlstrukturen werden im Werk vorgefertigt und “just-in-time” zur Baustelle gebracht. Dank der Firma Premetal, einem führenden Anbieter im Bereich Metallbauten, konnte für die Area22 bei der Abwicklung sämtlicher Bauphasen ein hohes technisches Niveau gewährleistet werden, von der Durchführungsplanung über die Fertigung der Komponenten im Werk bis hin zur Montage auf der Baustelle und der Fertigstellung der Konstruktion.

Für die Errichtung des Geschäftstrakts auf drei Ebenen über der Erde wurde auf eine herkömmliche Stahl-Beton-Verbundkonstruktion mit innovativen Stahlflachdeckenträgern (Integrated Floor Beams - IFB) zurückgegriffen, einer Technologie, die die Eigenschaften beider Materialien optimal vereint und nutzt. Das Traggerüst des Gebäudes (Träger und Stützen) besteht aus Stahl, die Decken dagegen aus vorgefertigten Stegplatten aus Spannbeton, die auf den Flanschflächen der Metallträger aufliegen. Die Querbewehrung im Inneren der Betonierung zur Komplettierung der Decke sowie die an den Oberflansch des Metallträgers geschweißten Stifte gewährleisten die vereinte Tragkraft von Stahl und Beton zur Festigung der Gesamtstruktur. Die Stützen des Untergeschosses wurden ebenfalls mit einem Verbundsystem errichtet und bestehen aus warmgewalztem Profilstahl in einer betonierten schlaffen Bewehrung.

Die Technologie der Stahl-Beton-Verbundkonstruktion bietet zahlreiche Vorzüge: Durch die erhöhte Widerstandsfähigkeit und Festigkeit der Elemente und folglich die verringerte Durchbiegung der Träger kann ohne Einbußen in Bezug auf die Stützweite der Decken (die im Fall der Area22 15 m beträgt) und ohne Raumverlust dank des Einsatzes der IFB-Stahlflachdeckenträger (zwischen 24 und 50 cm mit vorgespannten Stegplatten) hohen Lasten standgehalten werden. Dieses System trägt zu einer wesentlich geringeren Bauzeit und -belastung bei und garantiert Qualitätskontrollen wie bei Fertigteil-Strukturen üblich. Auch die Anforderungen bezüglich der Feuerbeständigkeit werden problemlos erfüllt, wobei sehr wenige Stahloberflächen dem Feuer ausgesetzt sind.
Das Projekt Area22 zeichnet sich insbesondere durch den Einsatz zweier in Italien völlig neuartiger Stahllösungen aus: die Stützen aus hochwiderstandsfähigem und thermomechanischem gewalztem Profilstahl S469 sowie die IFB-Stahlflachdeckenträger (Integrated Floor Beams).

Besonders die Wahl der Stützen aus hochfestem Stahl S460, der im Allgemeinen für sehr hohe Gebäude verwendet wird, entsprang der Notwendigkeit, den Platzverlust und das Gewicht des Tragwerks gering zu halten. Einerseits wird die Lasteinwirkung reduziert und andererseits kann bei den Stützen aus hochwiderstandsfähigem Stahl S460 im Vergleich zu Stützen aus herkömmlichem Stahl ein geringerer Durchmesser gewählt werden. Deshalb werden die zusätzlichen Kosten für die Stahlsorte S460 durch eine beträchtliche Einsparung der verwendeten Stahlmenge wettgemacht.

Projektinformationen:

  • Rovereto
  • Italien
  • Architekt:
    Gesamtplanung: Studio Ing. Detassis, Trento
    Architektur: Studio Arch. Ferreguti, Venezia
    Anlagenplanung: Studio ARCA, Trento - Ing. Groff
    Elektrotechnische Planung: Domoticarea srl, Rovereto
  • 2009
  • Bauherren:
    Area22 srl
  • Bauunternehmen:
    Metallbau: Premetal SpA, Rovereto
    Fassaden: Safem srl, gruppo Premetal
    Stahllieferant: Manni Sipre; ArcelorMittal
    Stahlproduzent und technischer Support: ArcelorMittal