MIPIM Green-Building-Preis für das Bürogebäude Kraanspoor mit Stahl von ArcelorMittal

Kraanspoor ist ein 3-stöckiges Bürogebäude errichtet auf einer existierenden Betonkonstruktion, einer Kranspur in einem alten Industriegebiet am Nordufer des Ij nahe dem Stadtzentrum von Amsterdam. Das leichte Stahltragwerk des Gebäudes besteht unter anderem aus IPE und HE Trägern von ArcelorMittal.

Beschreibung

Das Projekt

Das neue Projekt wurde auf einer Betonkonstruktion aufgesetzt, die in früheren Zeiten zwei Ladekränen als Rollbahn diente. Diese Konstruktion hat eine Länge von 270 Metern, eine Breite von 8,7 Metern und eine Höhe von 13,5 Metern. Auf den Alternativentwurf des Architekturbüros OTH hin wurde der Städtebauplan modifiziert, um die Zerstörung des Baubestands zu verhindern und stattdessen seine Sanierung zu ermöglichen.

Das Konzept des Projekts ist ziemlich einfach. Es handelt sich um einen großen, rechteckigen und transparenten Kasten von 12,6 m Länge und 10,6 m Höhe, der getrennt von der Betonstruktur auf gemäß Konstruktionsraster angeordneten Stahlträgern ruht. Der Entwurf sieht einen eher nüchternen Stil vor, um auf diese Weise den industriellen Charakter des Standorts zu erhalten.

Der Neubau auf der Grundlage einer bereits bestehenden Struktur bildet jedoch auch eine wesentliche Einschränkung für das Projekt. Es galt, ein Maximum an Fläche zu schaffen, ohne gleichzeitig die Unterkonstruktion umfassend verstärken zu müssen. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde die Tragkapazität der vorhandenen Fundamente berechnet. Durch eine Konstruktion in Leichtbauweise bestehend aus einem Stahltragwerk und vorgefertigten Verbunddecken konnte man drei Geschosse realisieren. Insgesamt entstanden rund 10.000 qm Büro- und Gemeinflächen.

Tragwerk und Decken

Das Haupttragwerk besteht aus HEB-300-Stahlprofilen und HEB-240-Trägern als Haupttragwerkselemente. Die Stabilität des Gebäudes wird anhand von Kernen durch Rohrquerschnitte sichergestellt. Das Konstruktionsraster basiert auf Modulen von 23 Metern, die jeweils in drei Felder von 7,67 Metern unterteilt sind. Das Tragwerk ist insgesamt asymmetrisch. Hafenseitig beträgt der freitragende Vorsprung 3,25 m ab Trägerachse.  

Für die Decken kommen vorgefertigte Bauteile vom Typ „slimline“ zum Einsatz. Diese bestehen aus drei IPE-270-Profilen und einer Betonplatte, in die die unteren Flansche der Stahlquerschnitte eingelassen sind. Die Standardbauteile haben eine Länge von 7.225 mm auf 2.400 mm Breite und wurden in Längsrichtung des Gebäudes verbaut. Zwischen die Stahlprofile eingesetzte Sperrholzplatten schließen die Decke ab. Die Stahlträger der Slimline-Decken sind an ihrem Ende mittels Flachprofilen auf den Hauptträgern verschweißt.

Die Gesamtkonstruktionshöhe der Decken beträgt lediglich 398 mm – davon 70 mm Beton, wovon 33 mm auf die Verkleidung des Stahlprofils entfallen, 270 mm für den Stahlträger, 15 mm Schallschutzfolie und zweimal 40 mm für die Holzdecke. Im Inneren der Decke sind Ventilator-Konvektoren, die Lüftungsrohre, die Rohrleitungen, Kabel, etc. untergebracht. Das Gesamtgewicht des Deckensystems liegt unter 250 kg/qm. Insgesamt wurden 660 Tonnen Stahl für das Projekt verbaut.

Baubeginn war im Jahr 2006. Im Juni waren bereits 6.100 qm realisiert, und im November 2007 konnte das Projekt abgeschlossen werden.

Die Fassade

Das gesamte Gebäude ist mit einer Doppelglasfassade versehen. Die Innenfassade wurde mittels eines Vorhangfassadensystems aus Holz verfüllt mit Doppelglaselementen über die gesamte lichte Höhe der Geschossebenen realisiert. Auf Höhe der Decken befinden sich jeweils Wartungsgitterroste, die durch eine zweite Glashaut geschützt sind. Letztere besteht aus beweglichen Glaslamellen, die auf ein Aluminiumgerüst montiert sind. Für die Bewegung der Lamellen sorgt ein elektrischer Antrieb auf jeder Etage.

Die Fassade erlaubt eine optimale natürliche Beleuchtung, eine gute Wärmeleistung und darüber hinaus freie Sicht auf die Umgebung.

Ein Beitrag für die Umwelt

Das Projekt zeichnet sich in ökologischer Hinsicht dreifach aus:

Dank des Erhalts und der Sanierung der vorhandenen Konstruktion sowie der umweltbewussten Nutzung von Werk- und Rohstoffen kann das Projekt „Kraanspoor“ eindrucksvoll belegen, dass sich eine umweltfreundliche Bauweise, eine gute Standortintegration und herausragende architektonische Leistungen nicht gegenseitig ausschließen. Für das Projekt kamen verschiedene Techniken zum Einsatz – unter anderem die Leichtbauweise, eine Doppelglasfassade mit beweglichen Lamellen, ein Kühldeckensystem, die Ausnutzung der thermischen Trägheit von Betondecken sowie der gezielte Einsatz von natürlicher Lüftung. Zweifellos kommt der Stahlleichtbauweise sowie der Verwendung eines Verbunddeckensystems aus Fertigteilen ein großer Anteil am Erfolg des Projekts zu.

Zusätzliche Informationen

Auszeichnungen
Kraanspoor gewann den Green Buildings und Special Jury Preis der 18. Internationalen MIPIM Preisen (2008) und den Nationalen Stahlbaupreis 2009 in der Kategorie Bürogebäude.

Architekturbüro: OTH  Ontwerpgroep Trude Hooykaas bv
Projektteam: Trude Hooykaas, Julian Wolse  / Steven Reisinger,  Gerald Lindner
Initiative + Entwurf: Trude Hooykaas
Anschrift: Kruithuisstraat 23, NL-1018 WJ Amsterdam, Niederlande
Projektanschrift: Kraanspoor 12-58 (Kreuzung Oslofjordweg, IJ-Ufer), Amsterdam, Niederlande
Projektberatung: INBO Adviseurs Bouw, Woudenberg

Projektinformationen:

  • Kraanspoor 12-58
    Amsterdam
  • Niederlande
  • Architekt:
    OTH Ontwerpgroep Trude Hooykaas BV/OTH
  • 2006-2007
  • Bauherren:
    ING Real Estate Development Netherlands, Den Haag
  • Ingenieurbüro:
    Aronsohn Raadgevende Ingenieurs, Rotterdam
  • Bauunternehmen :
    Auftragnehmer: M.J. de Nijs en Zn., Warmenhuizen / Bot Bouw,
    Baustatik: Wijnker van Lint ,
    Strömungstechnik: Huygen Installatie adviseurs,
    Gebäudephysik: Lichtveld, Buis & Partners BV,
    Projektmanagement : Grontmij / Kats & Waalwijk;
    Deckensystem: Slimline buildings B.V
  • Fotos
    ©Christiaan de Bruijne, ©Rob Hoekstra, ©Fotostudio FdW - Fedde de Weert, ©Slimline.