Torre de Cristal: Stahl von ArcelorMittal in der Skyline von Madrid

Der Architekt César Pelli entwarf die Turmskulptur, die Architektur, Technologie und Nachhaltigkeit in sich vereint und an einen Obelisken des alten Ägypten erinnert. Für die Konstruktion dieses gewaltigen Kristallblocks wurden 6000 Tonnen Stahl von ArcelorMittal verwendet. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Madrider Architekturbüro Ortiz und León entwickelt.

Beschreibung

Der Torre de Cristal (Kristallturm), ein Auftrag der Versicherungsgesellschaft Mutua Madrileña, ist einer von den vier Wolkenkratzern, die das Cuatro Torres Business Área CTBA auf dem ehemaligen Vereinsgelände von Real Madrid nahe des Paseo de la Castellana formen und der Skyline von Madrid eine neue Bedeutung verleihen.

Der Turm hat eine Höhe von 249 Metern, besteht aus 46 Büroetagen, 5 Haustechnik-Etagen und einer 11 m hohen Eingangshalle, in der sich eine Cafeteria und ein Restaurant befinden. Die Gesamtfläche des Turms beträgt 120.800 m2, davon 76.842 m oberhalb des Bodenniveaus. Die Tiefgarage besteht aus 6 Stockwerken, die bis in eine Tiefe von 20 m reichen und auf einer Fläche von 44.000 m2 Platz für 1200 Abstellplätze bieten.

Aufgrund der Fassadengeometrie sind alle Etagen unterschiedlich. Dieser Turm ist der einzige der vier Türme, dessen Flächen ausschließlich als Büros vermietet werden. Jede Etage ist in zwei Flächen mit einer Größe zwischen 400 und 600 m2 unterteilt. Die Toilettenanlagen und Technikräume sind in der Mitte angeordnet.

In der kristallförmigen, abgeschrägten Spitze des Turms, in 215 m Höhe, befindet sich ein Garten - der höchstgelegene in ganz Europa. Mit 600 m2 und 24.000 Pflanzen ist er die grüne Lunge des Gebäudes, da er zur Umwandlung von C02 beiträgt und sowohl die Temperatur als auch die Luftfeuchtigkeit reguliert.

Der im Spanischen als Cuatro Torres Business Área bezeichnete Komplex befindet sich auf einem 40.000 m2 großen Grünbereich mit Haltestellen für 10 Buslinien und eine Metrostation.

Für die vertikale Anbindung stehen für die vier unterschiedlichen Gebäudebereiche 27 Aufzüge zur Verfügung. Jede Etage verfügt über einen Zentralnukleus, der die funktionalen Anforderungen der beiden Bürohälften, in die die Etage unterteilt ist, erfüllt. In diesem Nukleus befinden sich außer den Personenaufzügen, 2 Fluchttreppen, vier Toilettenanlagen, 2 Technikräume, 2 Mechanikräume und 2 Lastenaufzüge für 4000 kg.

Konstruktionsdetails

Bei der Bauplanung wurde auf den Einsatz von Gerüsten und Verschalungen verzichtet, was zu einer größeren Effizienz während der Bauphase geführt hat. Das Konzept besteht aus einem Zentralnukleus aus Stahlbeton, der die horizontalen Kräfte und Schwerkräfte aufnimmt sowie aus 18 Fassadenstützen, die die Deckenkonstruktionen an der Außenseite tragen. Insgesamt wurden 4000 Tonnen Stahl für Stützen und Metallträger verwendet.

Die Stützen unterschiedlichster Art bestehen aus einem Metallkern aus HD-Trägern der Güte HISTAR® S460 und sind mit Beton ausgekleidet. Sie gründen auf einem Fundament, das aus Metallplatten – ebenfalls in S460 - besteht, die mit Bolzen verankert sind und an die der erste Träger mit Metallkern und die Stützenbewehrung angeschweißt wurden. Diese Verbundlösung hat den Vorteil, dass weder Brandschutzvorkehrungen noch architektonische Verkleidung der Außenhaut erforderlich war, was zu einem wesentlich schnelleren und kostengünstigeren Ablauf der Bauarbeiten beitrug.

Die horizontale Konstruktion besteht aus einem umlaufenden Träger, der zwischen den Fassadenstützen angebracht wird und dessen Kante über die Verankerung hinausragt (Profil IPE-500). Dieser Träger liegt in der Mitte auf einem Metallträger auf, dessen anderes Ende vom Zentralnukleus gestützt wird.

Die senkrecht zur Fassade verlaufenden Träger stützen sich abwechselnd auf einen Fassadenpfeiler und auf den umlaufenden Träger. Es handelt sich um Träger des Typs IFB, die aus einem halben Profil HEB-450 und einer Unterplatte bestehen, d. h. der Unterflügel ist breiter als der Oberflügel, so dass die Spannbeton-Fertigdeckenplatten, leicht abgestützt werden können. Durch die halbeingebauten Träger ist ein besserer Schutz vor Feuer und Korrosion gegeben.

Der Einsatz von Spannbeton-Fertigdecken ermöglicht eine zügige Konstruktion, da weder Unterfangungen noch Verschalungen oder Verschalungsabschnitte erforderlich sind. Die Decken im Nukleus besteht aus Hauptträgern, die halb in die Deckenkonstruktion eingebaut sind und aus Sekundärbändern, die unterhalb der Decke verlaufen und mit Hilfe von Nuten und Metallplatten am Betonkern befestigt sind. Die Bänder halten das Verbunddeckenprofil, das als Schalung dient.

Der Abschluss des Gebäudes verleiht diesem innerhalb der Skyline von Madrid den Charakter eines Wahrzeichens. Die Turmspitze ist dreidimensional geformt und besteht  aus Treppen und Streben. Die wichtigste Funktion des Daches besteht darin, der Vorhangfassade dort, wo die Deckenkonstruktion endet, Kontinuität zu verleihen und als Aufhängung für die Wartungsgondeln der Fassade. Das Dach besteht aus einer Giebel-Metallkonstruktion mit Sonnenkollektoren, die in den nach Süden ausgerichteten Glasplatten eingelassen sind sowie aus mehreren Lamellen an der Nordseite.

Eine Fassade, die atmet

Die Vorhangfassade und die Form des Turms verleihen dem Gebäude sein spezielles Aussehen und lassen es wie einen geschliffenen Diamantblock wirken, dessen Facetten das Sonnenlicht einfangen und weiterleiten.  Die Fassade besteht aus Aluminium- und Glasmodulen in einer Größe von 4,2 x 2,4 m, die an verschraubten Platten und an den in den Verankerungsrand geführten Schienen befestigt sind. Die Art des verwendeten Glases – ca. 44.000 m2 – macht es möglich, dass der Turm die verschiedenen Blautöne des Himmels widerspiegelt.

Das Gebäude ist in der Lage einen Luftaustausch mit der Außenluft durchzuführen, d. h. es "atmet".  Die Fassade ist belüftet und in jeder Etage mit Lüftungsgittern und Lufteinlässen versehen. Das Kriterium der Umweltfreundlichkeit war während der architektonischen Planung von größter Bedeutung. Ein aktives Dreischichtensystem mit Belüftungskammer und automatischen Sonnenschutzvorhängen steht zur Verfügung. Seine Funktion basiert auf den beiden Komponenten Luftkammer und Lamellenvorhänge.

Die Abluft der Büros zirkuliert durch eine 20 cm dicke Kammer, die zwischen dem Außen-Climalit und dem vorhandenen Innenpaneel verläuft. Auf diesem Weg wird die sich in der Kammer angestaute Wärme oder Kälte abgeleitet, um sie dann später den internen mechanischen Systemen zuzuführen. Auf diese Weise wird sehr viel Energie eingespart. Die Lamellenvorhänge richten sich automatisch nach der Sonnenposition und dem vorhandenen natürlichen Licht aus.

Brandschutz

Für den Brandschutz wurden Sicherheitszonen in den Etagen 9, 19, 29 und 39 für je 150 Personen vorgesehen; sie bestehen aus einer doppelten Fluchttreppe, Hochleistungsaufzügen für die Gebäudeevakuierung und weiteren, gesetzliche vorgeschriebenen Maßnahmen.

Die Ausstattung der Büro- und Garagenbereiche entspricht dem Parameter der Feuerwiderstandsklasse REI-180, die Begrenzungsmauern dem Parameter REI-180 und beinhaltet eine automatische Sprinklerlöschanlage.

Projektinformationen:

  • Madrid
  • Spanien
  • Architekt:
    Cesar Pelli & Associates
    Ortiz Leon Arquitectos S.L.
  • 2004-2008
  • Bauherren:
    Mutua Madrileña
  • Ingenieurbüro:
    OTEP Internacional
  • Bauunternehmen:
    Dragados
  • Fotos:
    Evelyne & Astrid Manchon
    José Ángel Maza Ruiz
  • Text:
    Constructalia by ArcelorMittal

Technische Details:

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