Paleisbrug: Eine Brücke aus wetterfestem Stahl Indaten® zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Die Paleisbrug (Palastbrücke) in der niederländischen Stadt ‘s-Hertogenbosch kombiniert einen Park mit Fahrrad- und Fußgängerwegen auf einer 250 m langen Brücke aus wetterfestem Stahl, die eine Bahnlinie kreuzt. Sie verbindet die Altstadt mit dem neuen Paleiskwartier (Palastviertel). Die Brücke ist mit großen Sonnenkollektoren ausgestattet und versorgt ihre Umgebung mit Energie.

Beschreibung

Benthem Crouwel Architekten verbinden die Vergangenheit und die Gegenwart

Im 80-jährigen Krieg (Holländischer Unabhängigkeitskrieg) ließ ‘s-Hertogenbosch aus Verteidigungszwecken kurzzeitig sein Umland überfluten. Noch heute ist ein Großteil dieses Landes noch nicht bebaut, was bedeutet, dass ‘s-Hertogenbosch von ausgedehnten Grünflächen umgeben ist, die unter dem Namen „Gement“ bekannt sind. Nirgends in den Niederlanden liegt eine solche Naturlandschaft näher an einem Stadtzentrum wie hier. In ihrem Entwurf stellten die Architekten von Benthem Crouwel sicher, dass die Schönheit des in der Vergangenheit entstandenen Gements und das neu entwickelten Paleiskwartier, welches mit dem Gerichtsgebäude, verschiedenen Universitätsgebäuden, Büro- und Wohnhäuser die Gegenwart symbolisiert, in der neuen Brücke zusammengeführt würden.

Eröffnet wurde die Paleisbrug im Mai 2015, 2016 wurde sie mit dem Nationalen Stahlpreis ausgezeichnet.

Blicke auf den Gement

Inspiriert von den atemberaubenden Ausblicken über den Gement von der Paleisbrug aus, wurde auf der 10 m breiten Brücke ein Park geschaffen, der zu Spaziergängen einlädt. Genießen kann man hier neben dem Gement auch Aussichten auf die Grünflächen entlang des Dommel- Flusses und den Freizeitbereich rund um den Hofvijer (Gerichtsteich) im Paleiskwartier. Dank der Bepflanzung der Brücke kann 's-Hertogenbosch jetzt 2500 zusätzliche Quadratmeter Parkfläche vorweisen,

Wetterfester Stahl Indaten® von ArcelorMittal

Die Rad- und Fußgängerspuren, Pflanzen, Bäume, Bänke und Beleuchtung der Paleisbrug wurden in wetterfeste Stahlbleche Indaten® S355J2W von ArcelorMittal integriert. Mit seinem verbesserten Korrosionsschutz bildet Indaten® eine Schutzschicht, die sich mit der Zeit und den Umweltbedingungen verändert. Die rostbraune Farbe des Stahls ist ein Markenzeichen der Paleisbrug.

Wetterfester Stahl ist eine Legierung mit einer dichten Korrosionsschicht, die den Witterungsprozess praktisch zum Stillstand bringt. Das bedeutet, dass der Stahl keine weitere Schutzbeschichtung benötigt. Der Stahl „verrostet“ in 100 Jahren rund 0,5 mm daher ist er um 1 mm dicker als statisch notwendig, da die Korrosion ja auf beiden Seiten stattfindet. Somit verfügt die Brücke über eine Mindestlebensdauer von 100 Jahren. Ästhetisch fügt sich der Stahl dank seiner Farbe auch gut in die Umgebung ein, die von den Festungsruinen der Stadt dominiert wird.

Wetterfester Stahl Indaten® bietet eine lange Nutzungsphase und benötigt weder Wartungs- noch Lackierungsarbeiten, was Kosten spart und Nutzungsunterbrechungen vermeidet.

Tragwerk

Die Paleisbrug besteht aus 1.300 Tonnen Stahl und verfügt über unterschiedlich große Stützweiten. Die Brückenpfeiler sind mit wetterfesten Stahlblechen verkleidet, sodass sie eine Einheit mit der Brücke bilden. Die Stützweiten bestehen aus horizontalen Stahlkastenträgern, die eine Betonpressschicht abdecken. Je länger die Stützweite, desto höher die Träger. Die größte Stützweite, mit einer Länge von 60 m, verläuft über einer Bahnlinie. Es war hier nicht möglich, ein Tragwerk unter der Brücke zu realisieren, da das Lichtraumprofil der Bahn 6,75 m freie Höhe vorsieht.

In den Stahlkastenträgern wurden Baumscheiben angelegt, an diesen Stellen ist die Betonpressschicht unterbrochen. Diese Unterbrechungen sind strategisch angeordnet, um sowohl das Bepflanzungsschema als auch das Tragwerk realisieren zu können.

Auf der Brücke verlaufen vier Spuren, jede 2 m breit und abwechselnd mit Blumenbeeten und Pflaster versehen. Zwischen den Beeten und dem Fahrbahnpflaster verlaufen 60 cm breite Kanäle aus wetterfestem Stahlblech in denen sich die Kabel, Rohre und Regenwasser-Abflusssysteme befinden. Der Aufbau der Fahrbahn und die technische Ausstattung (Rohre etc.) können ausgetauscht werden, ohne dass das Tragwerk beeinträchtigt wird.

Begrünung

Die Anordnung der Blumenbeete und Baumscheiben auf der Paleisbrug wurde gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Piet Oudolf entworfen. In Bezug auf ihre Bepflanzung wurde die Brücke in drei Bereiche eingeteilt, jeder dieser Bereiche ist auf seine Umgebung abgestimmt: Auf der Seite der Altstadt wurden niedrige, savannenartige Pflanzen und einzelne Bäume gepflanzt. Auf der längsten Stützweite, der Bereich, der die Bahnlinie überquert, befinden sich nur niedrige Pflanzen, um den Ausblick auf die umliegende Landschaft zu gewährleisten. Auf der Seite des Paleiskwartiers gleicht die Vegetation einem Wald. Diese drei Bereich verbinden sich zu einem neuen Ökosystem im Herzen der Stadt.

Ein automatisches Tropfbewässerungssystem stellt die optimale Bewässerung der Pflanzen sicher, das überflüssige Wasser rinnt über ein zusätzliches Überlaufrohr ab, damit die Pflanzen optimal beregnet werden.

Am Abend sind Pflanzen, Bänke und Wege mit einem LED-System beleuchtet und laden somit auch nach Sonnenuntergang zum Verweilen ein.

Eine umweltfreundliche Lösung: Solarkollektoren

Um die Brücke im Winter eisfrei zu halten, kann nicht auf traditionelle Methoden wie Streusalz zurückgegriffen werden, da dies den Pflanzen schaden würde. Benthem Crouwel suchten nach einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Lösung, und fanden sie in Form von Solarkraft. Die Paleisbrug agiert als gigantischer Sonnenkollektor während der warmen Sommermonate. Diese „Bodenheizung“ ist mit einem Wärme- bzw. Kältespeicher verbunden. Im Sommer sammelt die Brücke mehr Wärme als für ihre Beheizung im Winter notwendig ist, deshalb versorgt sie ihre Umgebung mit dieser extra Solarenergie. Im Winter wird die Bodenheizung mit einem Wärmespeicherungssystem (Aquifer Thermal Energy Storage - ATES) verbunden, die die gespeicherte Wärme bereitstellt und die Brücke bei 10º Celsius eisfrei hält.

Projektdaten

  • Niederlande
  • 's-Hertogenbosch
  • Architekt:
    Benthem Crouwel Architects
  • 2015
  • Bauherr:
    Stadtverwaltung ‘s-Hertogenbosch
  • Tragwerksplanung:
    Arup, Amsterdam; Grontmij, Houten
  • Stahlbauunternehmen:
    Jos van den Bersselaar Constructie, Udenhout
  • Bauunternehmen:
    Mobilis, Apeldoorn
  • Text:
    Benthem Crouwel Architects, Constructalia
  • Fotograf:
    Jannes Linders