Cofrastra®-Verbunddecken: geringes Gewicht und hohe Tragfähigkeit für die Europäische Zentralbank

Der Neubau der Europäischen Zentralbank auf dem Areal des früheren Großmarktes in Frankfurt besteht aus einem Büroturm, der früheren Großmarkthalle der Stadt und einem neuen Eingangsbauwerk. Für den Bau der Verbindungsplattformen und -stege im Atrium des Büroturms wurden Cofrastra®-Verbunddeckenprofile von ArcelorMittal Construction eingesetzt.

Beschreibung

Der Entwurf für den neuen Hauptsitz der Europäischen Zentralbank wurde in einem 2002 ausgelobten internationalen städte- und hochbaulichen Wettbewerb ausgewählt. Neben der zahlreichen funktionalen und technischen Anforderungen an das Projekt, bestand die Aufgabe darin, die denkmalgeschützte Großmarkthalle in ihrem grundlegenden Erscheinungsbild zu erhalten und in Entwurf für den EZB-Neubau zu integrieren.

Der erste Preis ging an das Wiener Architekturbüro COOP HIMMELB(L)AU, dessen architektonisches Konzept aus 3 baulich zusammenhängenden Hauptelementen besteht: Der ehemaligen Großmarkthalle, einem Büroturm und einem neuen Eingangsgebäude, welches die anderen beiden Bauten verbindet. Der Neubau der EZB beinhaltet außerdem eine Tiefgarage und einige Nebengebäude wie die Pforten und ein Ladehof.  Die Bruttogesamtfläche des Komplexes beträgt rund 185.000 m2. Die Hauptbaumaßnahmen begannen 2010, im Herbst 2014 konnte der EZB Neubau fertiggestellt werden.

Die wichtigsten Schwerpunkte für das Design den EZB Neubaus waren Funktionalität und Nachhaltigkeit, die auch bei den Bauarbeiten eine wichtige Rolle spielten. Die bauliche Struktur und räumliche Organisation schaffen eine Arbeitsumgebung, die unterschiedlichen funktionalen Anforderungen gerecht wird, eine offene, kommunikative Atmosphäre schafft und damit Teamarbeit und Interaktion fördert.  Desweiteren kann dadurch mit geringem Aufwand auf sich wandelnde Anforderungen reagiert werden.

Die Großmarkthalle

Die Großmarkthalle, erbaut zwischen 1926 and 1928, steht seit 1972 unter Denkmalschutz. Bis zum 4. Juni 2004 wurde hier Obst und Gemüse an Großabnehmer verkauft. Dieses Gebäude ist ein integraler Bestandteil des EZB Neubaus und beherbergt, nach seiner Generalsanierung und Umwandlung in eine öffentliche Einrichtung, die halböffentlichen Funktionen der EZB wie das Besucherzentrum, die Lobby, eine Cafeteria, Konferenzräume und ein Mitarbeiterrestaurant. Die neuen Nutzungen wurden in Stahlskelettbauweise als „Haus im Haus“ schräg in die Halle eingestellt, so bleibt der Innenraum der Großmarkthalle in Teilen erlebbar und es entstanden vielfältige Räume zwischen der Halle als Außenhülle und ihren Einbauten.

Der Büroturm

Zwei polygonale Hochhausscheiben sind durch ein verglastes Atrium zu einem Turm verbunden, der südlich der Großmarkthalle 185m in die Höhe ragt. Mit 45 Stockwerken ist der Nordturm etwas höher als der Südturm, der über 43 Geschosse verfügt. Das Tragwerk des Büroturms besteht aus einem Stahlbetonskelett in Kombination mit einem vertikalen Stahlfachwerk im Atrium, das die beiden Hochhausscheiben miteinander verbindet.

Dank seiner charakteristischen Silhouette ergänzt das neue Hochhaus die Frankfurter Skyline. Das Glasatrium zwischen den beiden Türmen ist als sogenannte "vertikale Stadt" geplant, in der Verbindungsplattformen und -stege städtischen Strukturen wie Plätze und Straßen entstehen lassen. Diese Verbindungsebenen ermöglichen das Umsteigen von den Express- zu den Lokalaufzügen und unterteilen das Atrium in drei Abschnitte mit Höhen zwischen 45m und 60m. Die Verbindungsplattformen können jeweils über Treppen von den darüber und darunter liegenden Etagen erreicht werden und ermöglichen somit einen kurzen Weg zwischen den beiden Türmen, was auch für die interne Kommunikation von Vorteil ist.

Der Büroturm beherbergt den Großteil der Arbeitsplätze im Neubau (maximal 2.900) und zahlreiche interne Versammlungsräume. Der große Sitzungssaal des EZB-Rats und die Büros der Mitglieder der EZB-Beschlussorgane befinden sich auf den oberen Etagen.

Alle Ebenen bieten ein hohes Maß an Flexibilität und ermöglichen verschiedene Bürokonfigurationen. Die Büros sind entlang der Außenfassade angeordnet, in jedem Stockwerk befinden sich Teeküchen und Kommunikationsbereiche.

Der Büroturm ist ganzheitlich mit Glas verkleidet, um die Versorgung mit Tageslicht sicherzustellen.

Eingangsbauwerk

Mit seinem asymmetrischen Design, den schrägen Fassaden und großzügigen Fensterflächen markiert dieses neue Bauwerk den Haupteingang der EZB und stellt eine ästhetische sowie funktionale Verbindung zwischen dem Hochhaus und der Großmarkthalle her.

Im Eingangsbauwerk, gehüllt in Aluminium und Glas, ist das zweistöckige Pressezentrum untergebracht, aus dem die Pressekonferenzen der EZB übertragen werden.  Temporäre Arbeitsplätze für Journalisten befinden sich über der Lobby, neben dem großen Konferenzraum steht ein weiterer Vortragssaal zur Verfügung.

Die 3 Hauptelemente des Gebäudekomplexes ergänzen einander durch ihre kontrastierenden Merkmale, die sie aber gleichzeitig zu einer Einheit werden lassen. Die Kombination von Alt und Neu beziehungsweise  Vertikal und Horizontal ist das klare Resultat des funktionalen Designs der langgestreckten Großmarkthalle und den modernen Formen des Bürohochhauses und des Eingangsbauwerks.

Städtebauliche Integration und Erneuerung

Aus dem Zusammenspiel zwischen dem liegenden Hallenbaukörper und dem Bürohochhaus resultiert ein Gebäudekomplex mit besonderer städtebaulicher Bedeutung, der sowohl das örtliche Umfeld als auch das gesamtstädtische Bild mitgestaltet. Auf Stadtteilebene entsteht ein wichtiges Bindeglied zwischen Ostend und Main, welches die Wahrnehmung Frankfurts als „Stadt am Fluss“ fördert. Die Präsenz der EZB im Frankfurter Ostend trägt zum Wandel des Stadtteils von einem Industrie- zu einem Dienstleistungsstandort bei.

Zahlreiche frühere Zweckbauten rund um die Großmarkthalle wurden vor Beginn der Bauarbeiten abgetragen, was eine freie Sicht auf das denkmalgeschützte Bauwerk ermöglichte.

Die Umwandlung der 12 Hektar Großmarktareal von größtenteils asphaltiertem Gebiet in eine weitläufige, begrünte Landschaft stellt eine der Hauptmaßnahmen in der Erneuerung des innenstadtnahen Bezirks Ostend dar.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit im Bauwesen berücksichtigt nicht nur Umweltfragen, technische Effizienz und funktionale Anforderungen, sondern auch das Thema Umnutzung sowie soziale Aspekte. Die Umnutzung und Umwandlung der ehemaligen Großmarkthalle trägt somit auch zur Nachhaltigkeit des Gesamtkomplexes bei.

Im Zuge des Abrisses der umliegenden Zweckbauten wurden die Ziegelsteine der Fassade händisch abgetragen, gesäubert und repariert, damit für die Sanierung der Großmarkthalle Originalbausteine verwendet werden konnten.

Schon im Vorfeld des Wettbewerbes hatte die EZB das Ziel vorgegeben, dass ihr neues Gebäude 30 Prozent energieeffizienter sein sollte, als es die damals maßgebende Energieeinsparverordnung 2007 verlangte.  Nach genauer Analyse, speziell in Bezug auf die Fassaden und technischen Systeme, wurde ein Energiekonzept entwickelt, das sich durch folgende Maßnahmen auszeichnet:

- Auffangsystem für Regenwasser
- Wärmerückgewinnung
- effiziente Isolierung
- natürliche Belüftung der Büroräume
- Effizienter Sonnenschutz und energie-effiziente Beleuchtung
- Nutzung von Geothermie für Heizung und Kühlung

Stahl von ArcelorMittal

Für die Verbindungsplattformen und -stege im Glasatrium wurden mehr als 3.000 m2 Verbunddeckenprofile Cofrastra 40 und 70 von ArcelorMittal Construction Deutschland eingesetzt, um ein geringes Gewicht der Konstruktion  bei  gleichzeitig hoher Tragfähigkeit sicherzustellen. Die speziell hinterschnittene Profilform der Cofrastra Verbunddecken garantiert eine exzellente Verbundwirkung von Stahl und Ortbeton.

Projektinformationen:

  • Frankfurt/Main
  • Deutschland
  • Architekt:
    COOP HIMMELB(L)AU
  • 2008 - 2014
  • Bauherr:
    Europäische Zentralbank
  • Ingenieurbüro:
    ARGE IFFT-ML / Prof. Schott – Prof. Lange
    Arup GmbH
    AS&P – Albert Speer & Partner GmbH
    B + G Ingenieure, Bollinger & Grohmann GmbH
    mit Grontmij BGS Ingenieurgesellschaft mbH
  • Bauunternehmen:
    Züblin AG
  • Fotos:
    © European Central Bank/Robert Metsch