Umbau und Sanierung des Reichstagsgebäudes mit Cofrastra®-Verbunddeckenprofilen

Anfang der 90er Jahre wurde beschlossen, das historische Reichstagsgebäude wieder als Parlament zu nutzen: Heute ist Norman Fosters Kuppel - das Symbol für Wiedergeburt - ein wichtiges Berliner Wahrzeichen. ArcelorMittal lieferte Cofrastra®-Stahlprofile für die Verbunddecken.

Beschreibung

Architektonisches Konzept

Der Umbau des Reichtags beruht auf 4 miteinander verbundenen Vorgaben: seiner Bedeutung als modernes, demokratisches Forum, Respekt hinsichtlich seiner Geschichte, öffentlichen Zugänglichkeit und einem zukunftsweisendem Energiekonzept. Das Gebäude war teilweise vom Krieg zerstört und intensivem Wiederaufbau entfremdet worden. Das neue Konzept zum Umbau beinhaltet Hinweise auf die originalen Strukturen: Schichten der Zeit wurden entfernt, um beeindruckende Abdrücke der Vergangenheit freizulegen - Steinmetzzeichen und russische Graffit - Narben die als lebendes Museum erhalten sind. Andererseits werden jedoch radikale Kontraste geschaffen: im Inneren der schweren Mauern ist der Reichstag hell und transparent, die in ihm ablaufenden Aktivitäten frei einsehbar für jedermann.

Die Kuppel - ein Wahrzeichen von Berlin

Öffentlichkeit und Politiker betreten das Gebäude gemeinsam, der öffentliche Bereich setzt sich auf dem Dach fort, im Restaurant und in der Kuppel, in der Rampen zu einer Aussichtsplattform führen. Die Besteigung der Kuppel erlaubt der Öffentlichkeit, symbolisch über die Köpfe der von ihnen gewählten Repräsentanten im darunterliegenden Plenarsaal hinwegzusteigen. Die Kuppel hat sich zu einem der wichtigsten Sehenswürdigkeiten entwickelt. Sie symbolisiert Wiedergeburt und spielt eine fundamental3 Rolle in der natürlichen Beleuchtung und Belüftung des gesamten Gebäudes. In ihrem Zentrum befindet sich ein trichterförmiges Lichtumlenkelement mit Spiegeln (insgesamt 360), welches das Tageslicht in den darunterliegenden Plenarsaal reflektiert während gleichzeitig ein motorisiertes Sonnenschutzsystem (Aluminiumlamellen auf einem umlaufenden Stahlrahmen) vor direkter Sonneneinstrahlung schützt. Bei Nacht wird der Effekt umgekehrt: Die Kuppel wird dann zu einem Leuchtturm in der Skyline, der die Stärke und Kraft der deutschen Demokratie symbolisiert.  

Nachhaltigkeit

Das Reichstagsgebäude stellt ein zukunftsweisendes Beispiel dar: durch die Verbrennung von erneuerbarem Biodiesel - Rapsöl - wird Elektrizität gewonnen, ein System, das bei weitem nachhaltiger ist als die Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Das Resultat ist eine Reduktion der Kohlendioxydemission von 94%. Überschüssige Wärme wird in Form von heißem Wasser unterirdisch gespeichert und kann zur Beheizung des Gebäudes verwendet werden und auch zur Betreibung der Anlage zur Wasserkühlung, um nur einige Dinge zu nennen. Der Energiebedarf ist so gering, dass das Gebäude mehr Energie erzeugt als verbraucht und so als "Minikraftwerk" im gesamten neuen Parlamentsviertel agiert. Ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit.

Text: Foster & Partners

Credits

Auftraggeber: Bundesrepublik Deutschland
Site Supervision: Büro am Lützowplatz AG (BAL AG)
Statik: Leonhardt Andrä & Partner
M+E Services: Kaiser Bautechnik Ingenieurgesellschaft mbH, Kuehn Bauer Partner, Fischer - Energie + Haustechnik, Amstein + Walther, Planungsgruppe Karnasch-Hackstein
Quantity Surveyors: BAL AG, Davis Langdon & Everest
Lichttechik: Claude Engle
Akustik: Müller BBM GmbH, IKP Ingenieur Büro Knothe und Prof. Dr. Georg Plenge
Catering: LZ Plan-Team für Verpflegungstechnik GmbH
Konservierungsconsultants: Acanthus
Lifte, Material,Handling Technology: Jappsen + Stangier
Consultants Fassade : Emmer Pfenninger Partner AG
Umwelttechnik: Müller BBM GmbH
Brandschutz: Prof. Dr. Wolfram Klingsch
Zertifizierungsingenieur: Dr W Stucke

Technische Daten und Details:

Kosten: 600 million DM
Gesamtfläche: 61,166m²
Nettofläche: 11,200m²
Länge: 137.4m
Breite: 93.9m
Höhe: 47 m
Anzahl der Geschoss: 6 + Kuppel
Erste Wettbewerbsphase: 1992, 2. Phase: 1993
Baubeginn: Juli 1995
Richtfest: 18 September 1997
Offizielle Eröffnung: 19 April 1999

Bau und Personal
• Mehr als 25 Bauunternehmen
• 240 Arbeiter auf der Baustelle während des Abbruchs
• bis zu 46 Leute im Berliner Büro von Foster
• Anzahl der eingereichten Zeichnungen: 1100, präsentiert in 65 Mappen
• 45,000 Tonnen Abbruchmaterial aus dem zentralen Bereich des Plenarsaals entfernt, 35 Lastwagenladungen pro Tag von Oktober 1995 bis Februar 1996. Insgesamt wurde ein Drittel der Baustruktur entfernt.
• 12 Sichtbetonsäulen (je 23 Tonnen schwer) im Plenarsaal tragen die Kuppel. ,

Lichtumlenkelement (Konus)
• Gewicht: 300 Tonnen
• besetzt mit 360 hochreflektierenden Spiegeln
• ein computergesteuertes, sich nach der Sonne richtendes Schutzsystem, angetrieben von Energie aus den Photovoltaikzellen auf dem Dach, schützt vor direkter Sonneneinstrahlung und Hitze.

Kuppel
• Höhe: 23.5 m
• Durchmesser: 40 m
• Gewicht: 1200 Tonnen
• Stahl: 700 Tonnen
• Verkleidet mit 3000 m2 Sicherheitsglas — 2 Schichten Glas und eine Zwischenschicht aus Vinylfolie - Scheibengröße ca. 5.10m x 1.80m max.
• 1.6 m Lichtweite, die spiralförmig verlaufende Rampe agiert als Aussteifungsring für Kuppel mit Rampe, Konus und Verkleidung sind in das komplizierte Konstruktionsgleichgewicht eingefügt, alle Elemente hängen an der Außenkonstruktion.
• Höhe Aussichtsplattform 40.7 m

Nachhaltigkeit
• Natürliche Ventilation im Plenarsaal mit frischer Luft hochgesogen vom Konus durch die Kaminwirkung
• Wärmetauscher gewinnen die nicht durch die Kuppel ausgestoßene Warmluft zurück und verwenden sie wieder
• ‘Intelligente Fenster’ mit manuell regelbarer Innenseite und Sicherheitsaußenschicht ziehen Frischluft durch Ventilationsfugen ein.
• Verbrennung von erneuerbarem Rapsöl- Biodiesel erzeugt saubere Elektrizität und reduziert somit den Kohlendioxydverbrauch um 94%.
• überschüssige Wärme wird in natürlichen unterirdischen Wasserspeichern gelagert, das für die Heizung genutzt wird.
• Kaltwasser wird unterirdisch gelagert und sorgt über Kühldecken für Abkühlung bei heißem Wetter.
• Photovoltaikzellen von 300 m2 auf dem Süddach.

Allgemein
• Ungefähr 750 Plätze, 1 pro Abgeordneten, angeordnet nach der jeweiligen Parteigruppierung
• Dachterrassenrestaurant für Abgeordnete, Presse und Öffentlichkeit
• Presseraum rund um den verglasten Soffit des Plenarsaals mit Blick auf die Vorgänge im Parlament.

Projektinformationen:

  • Berlin
  • Deutschland
  • Architekt:
    Foster and Partners
  • 1992 - 1999
  • Bauherren:
    Bundesrepublik Deutschland
  • Ingenieurbüro:
    Tragwerk: Leonhardt Andrä & Partner
    M&E Services: Kaiser Bautechnik Ingenieurgesellschaft mbH, Kuehn Bauer Partner, Fischer - Energie + Haustechnik, Amstein + Walthert, Planungsgruppe Karnasch-Hackstein
  • Fotograf:
    ©Nigel Young/Foster&Partners und ©ArcelorMittal