Rathaus Utrecht: ein konstruktives System mit funktionalen Diagonalen

Das neue Rathaus von Utrecht, das teilweise über dem Hauptbahnhof der Stadt erbaut wurde, ist als vertikale Landschaft konzipiert. Einzigartig ist es nicht nur in seiner Form, sondern, aufgrund seiner komplexen Lage, auch in der Auslegung seines Tragwerks. ArcelorMittal lieferte Stahlprofile in HISTAR®.

Beschreibung

Das neue Rathaus von Utrecht, entworfen von Kraaijvanger Architecten, liegt an einem attraktiven, jedoch hochkomplexen Standort, nämlich teils neben und teils über den neuen Bahnhof der Stadt. Ziel war es, von der öffentlichen Plattform über den Gleisen und Bahnsteigen sowohl einen Eingang in die Bahnhofshalle als auch ins Rathaus zu schaffen. Ein geplanter Bus- und Straßenbahnhof auf ebener Erde stellte weitere Herausforderungen bei diesem Projekt dar.

Architektur

Die Form des Gebäudes ergibt sich aus der Kombination von drei verschiedenen Gebäudetypen: die öffentliche Eingangshalle mit einer Höhe von 5 Geschossen, der daran anschließende, rechteckige Gebäudeteil, der über der Bahnhofshalle verläuft, und die beiden getrennten Türme. Das Tragwerk baut auf relativ wenigen Stützen auf, die hohe Lasten abtragen. Aufgrund der Tiefe des Gebäudes konnten größere Leerflächen in Form von Atrien und Innenhöfen geschaffen werden, um optimalen Einfall von Tageslicht und eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu erreichen.

Die Architekten wollten vermeiden, dass das Rathaus - sei es auch nur durch seine Größe - zu einem Symbol der Bürokratie wird. Deshalb war es besonders wichtig, eine visuelle Verbindung zwischen den Arbeitsbereichen und dem öffentlichen Foyer zu schaffen und das Gebäude zur Öffentlichkeit hin zu öffnen. Dies kommuniziert eine Transparenz der Stadtregierung und lässt ein inspirierendes, offenes Gebäude entstehen.

Die relativ kleine Grundfläche des Rathauses hatte zur Folge, dass nicht alle öffentlichen Funktionen auf einem Geschoss untergebracht werden konnten. Stattdessen sind sie auf mehreren Stockwerken verteilt, die um ein großes Atrium herum angeordnet sind. Wichtig hierbei war die versetzte Anordnung der Geschosse (einige stehen hervor, andere sind zurückgesetzt), um unterschiedliche Sichtlinien und Blickwinkel entstehen zu lassen. Von der Eingangshalle blickt man auf einen subtropischen Garten und ein Fenster mit einer Höhe von vier Geschossen.

Das "Aufeinanderstapeln" der drei verschiedenen Gebäudeteile und die zahlreichen "Einschnitte" für den Einfall von Tageslicht führten dazu, dass jedes Geschoss unterschiedlich aufgebaut ist und somit über unterschiedliche funktionelle Möglichkeiten verfügt. Diese "Einschnitte" verbinden die Geschosse untereinander und lassen so eine vertikale Landschaft entstehen. Somit konnte die Transparenz des Gebäudes erhöht, und gleichzeitig seine Größe reduziert werden. Das öffentliche Foyer, die Außenflächen und die Arbeitsbereiche sind innerhalb des kompakten Layouts räumlich miteinander verbunden.

Tragwerksdesign & Stahl von ArcelorMittal

Aufgrund seines komplexen Standorts musste ein besonderes Tragwerksdesign für das Rathaus entwickelt werden. Das Tragwerk folgt nicht einem herkömmlichen rechtwinkeligen Prinzip, sondern besteht aus höchst funktionalen Diagonalen, welche die vertikalen Lasten in die Fassade führen und dort auch sichtbar sind. Gemeinsam mit den Betonkernen des Nordturms garantieren diese diagonalen Elemente die Stabilität des Gebäudes.

Der Südturm, der genau über dem Hauptbahnhof gebaut wurde, wird nur von 5 großdimensionalen Stützen getragen, die durch den Bahnhofsterminal verlaufen.  Eine komplexe 3D-Konstruktion überträgt die Lasten des Südturms in diese Stützen.

ArcelorMittal Europe – Long Products lieferte rund 8.000 Tonnen Walzprofile für das Tragwerk des Rathauses von Utrecht. 5.000 Tonnen davon wurden als HD Breitflansch-Stützenprofile in hochfesten HISTAR® 460-Baustählen geliefert, die durch ihre besonderen Eigenschaften effizientere und wirtschaftlichere Konstruktionen ermöglichen.

Projektinformationen:

  • Utrecht
  • Niederlande
  • Architekt:
    Kraaijvanger
  • 2009 - 2014
  • Bauherr:
    Stadtverwaltung Utrecht
  • Entwicklung:
    NS Poort
  • Ingenieurbüro:
    Zonneveld Ingenieur
  • Stahlbauunternehmen:
    ASK Romein - Oostingh Staalbouw
  • Generalbauunternehmen:
    Boele Van Eesteren, G&S Bouw
  • Fotograf:
    © Stijn Poelstra, © Kraaijvange
  • Text:
    Kraaijvanger & Constructalia

Technische Details:

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