Metal Structures Centre in Gent: ein Schauraum für die Vielseitigkeit von Stahl im Bauwesen

Der Gebäudekomplex des neuen Stahlforschungszentrum im belgischen Gent sollte so viele Stahllösungen wie möglich enthalten, um die Vielseitigkeit dieses Materials in Bauwesen zur Schau zu stellen. Insgesamt wurden 300 Tonnen Stahl verbaut, verschiedene moderne Beschichtungssysteme sorgen für die gewünschte Ästhetik!

Beschreibung

Der Campus des neuen Metal Structures Centre liegt in einem 52 Hektar großen Technologiepark etwas außerhalb von Gent und wurde im September 2011 eröffnet.  Das Gebäude verfügt über 8.300 m2 und umfasst Laboratorien, mechanische Test und Schweißhallen, Lagerhallen, Büros und Versammlungsräume.

Das Metal Structures Centre (MSC) ist ein gemeinsames Projekt der Universität Gent, OCAS (einer Kooperation von ArcelorMittal und der Region Flandern) und dem Belgischen Schweißinstituts. Die MSC Partner arbeiten gemeinsam an der Koordination von Forschungsaktivitäten und der Entwicklung von Kompetenzen in der Anwendung, dem Design und dem Verhalten von Stahlkonstruktionen.

Eine der Anforderungen für den Entwurf dieses Gebäudes war es, die Vielseitigkeit von Stahl ins Konzept einzubeziehen. Neben seiner Funktionalität sollte sich das Metal Structures Centre durch sein einzigartiges architektonisches Design auszeichnen, das so viele Stahllösungen wie möglich beinhaltet. Natürlich durften auch Kriterien der Nachhaltigkeit nicht zu kurz kommen: der Energieverbrauch musste so gering wie möglich gehalten werden, Bau und Erhaltungskosten mussten niedrig sein.

Archipl architecten, ein Architekturbüro aus Gent, nahm diese Herausforderung an und entwickelte das Gebäude gemeinsam mit technischer Unterstützung des Ingenieurbüros von ArcelorMittal Gent und OCAS.  Einige Lösungen aus Stahl wurden speziell für dieses Zentrum entwickelt.

Nachhaltigkeit

- Wiederverwendung von Regenwasser
Der Weg zum Eingang des Gebäudes ist überdacht, das Dach dient als Regenwasserkollektor. Statt sofort über das Abwassersystem abzulaufen, wird dieses zuerst in einen Puffertank abgeleitet, der die Sanitäranlagen des ganzen Gebäudes versorgt.  Ist der Puffertank voll, wird das Regenwasser in ein Infiltrationssystem umgeleitet, das ihm erlaubt, ins Grundwasser durchzusickern. Dieses System reduziert das Überlaufen im Falle von heftigen Regenfällen und verhindert die Überlastung der lokalen Abwassersysteme.

- Heizung und Kühlung
Die Schaffung eines angenehmen Klimas im Inneren eines Gebäudes, dessen modernes Design auf großen Spannweiten und verglasten Flächen beruht, kann negative Auswirkungen auf den Energieverbrauch in seiner Nutzungsphase haben. Anstatt eine Klimaanlage mit hohem Energieverbrauch zu installieren und überall Heizkörpern aufzustellen, die wertvolle Nutzfläche wegnehmen, entschieden sich die Architekten für die Anwendung eines natürlichen Heiz- und Kühlsystems, welches auf dem Prinzip der Betonkernaktivierung beruht. Es wird dabei die Masse der Stahl- und Betondecken als Heiz- oder Kühlbank genutzt. Die Decken werden erwärmt bzw. abgekühlt durch das Wasser, das in ihrem Inneren zirkuliert. So wird die Luft durch die Decke erwärmt bzw. abgekühlt und eine konstante Temperatur kann erreicht werden.

Funktionalität & Ästhetik: Lösungen aus Stahl für Innen und Außen

In der Eingangshalle ist das Stahltragwerk, das auf H – Profilen und Aussteifungen beruht, sichtbar. Dieses Designprinzip wird in den Geschossen 1 bis 3 über der Lobby weitergeführt.
Die zentrale Fassade ist mit wetterfestem Stahl Indaten© von ArcelorMittal verkleidet und von den Büros, Versammlungsräumen und Labors aus sichtbar. Ziel war es, eine visuelle Verbindung mit dem in diesen Bereichen beforschten Material aufzustellen.

Für diese Fassade wurde ein besonderes Aufhängesystem entwickelt: bekannt als MD Kassetten (Coques MD von Arval by ArcelorMittal) besteht es aus speziell angefertigten, flachen Indaten® Kassetten mit einer deutlich sichtbaren Fuge. Die Kassetten sind an einer Unterkonstruktion befestigt, eine kleine Rinne zwischen ihnen verhindert, dass das Regenwasser direkt auf die Fassade fällt.

Im Gegensatz zu anderen Anwendungen wurde der wetterfeste Stahl für diese Fassade nicht vorbehandelt, um den Oxidationsprozess zu beschleunigen. Die Indaten® Kassetten sollten auf natürliche Art und Weise ihre rostige Farbe erhalten. Anfangs ist der wetterfeste Stahl noch sehr hell, die Oxidationsschicht entsteht erst mit der Zeit.

Die anderen Gebäude des Komplexes (Laboratorien, Mechanische Test- und Schweißhallen) sind komplett in Stahl entworfen und mit metallisch beschichteten Isofran Sandwichpaneelen verkleidet. Die weißen und silbrigen Zinkblumen der Aluminium-Zink Beschichtung verleihen der Fassade einen besonderen Glanz im Sonnenlicht.
Auch für die Fassaden und Dach der Lagerhalle wurden Stahlprofile verwendet (u.a. Hacierba 5.200.50 und 90.500), Cofraplus Verbunddeckenprofile wurden für die Geschossdecken verwendet – alles geliefert von ArcelorMittal.

Der charakteristische Bronzeschimmer der Innenausstattung greift das rötliche Braun der Indaten® Fassade auf, die von der Lobby aus sichtbar ist.

Generell können bei der Verwendung des Prinzips der Betonkernaktivierung für Heizung und Kühlung keine abgehängten Decken verwendet werden, um technische Installationen wie Rohre, Kabel, etc. zu verstecken, da die Luft frei zirkulieren können muss.

Im diesem Fall aber entwickelten die Architekten eine realisierbare Lösung: um die Luftzirkulation zu garantieren, wurden die abgehängten Decken als offenes Gitter entworfen. Diese bestehen aus 60x60 cm großen Paneelen aus metallisch beschichtetem Stahl, befestigt an der Geschossdecke mit Standard T förmigen Hängevorrichtungen.

Streckmetall mit metallischer Beschichtung als dekorative Elemente in der Eingangshalle wurden vom Architekten Paul Van Eygen und Gert De Vos von OCAS entwickelt.

Projektinformationen:

  • Zwijnaarde
  • Belgien
  • Architekt:
    archipl architecten (Paul Van Eygen & Patrick Lefebure)
  • 2/2010 - 9/2011
  • Bauherr
    DAF GROUP nv
  • Ingenieurbüro:
    ArcelorMittal Engineering Department Ghent & OCAS
  • Fotograf:
    Gert De Vos, Jeroen Op de Beeck