ACB®-Lochstegträger als leichte Tragwerkslösung für die Sanierung der Air Vergiate-Flugschule in Italien

Aufgrund ihres geringen Gewichts und ihrer ästhetischen Qualitäten wurde ACB®-Lochstegträger von ArcelorMittal für die Sanierung der Air Vergiate -lugschule in S. Anna in Sesto Calende am Lago Maggiore eingesetzt und trugen dazu bei, eine „Kultstätte“ der zivilen Luftfahrt Italiens zu neuem Leben zu erwecken.

Beschreibung

Ein Gebäude mit Luftfahrtgeschichte

In dem Gebäude war einst die erste zivile Flugschule Italiens untergebracht. Sie war 1915 gegründet worden und befand sich in unmittelbarer Nähe des Wasserflugplatzes und der Produktionsstätte für Wasserflugzeuge.

Hier wurden Flugzeuge für die beiden Weltkriege gebaut, und von dieser Stelle aus starteten die Wasserflugzeuge für die ersten heldenhaften Atlantiküberflüge. Während des Zweiten Weltkriegs beherbergte das kleine Gebäude zudem die Marineeinheit Decima Flottiglia MAS. Einer Legende zufolge, die die Fans von Akte X und UFOS in Atem hält, wurden von Mussolinis Geheimdienst einige mysteriöse „ungewöhnliche Flugkörper“, die 1933 in der Umgebung aufgetaucht waren, an diesen Ort gebracht und hier versteckt gehalten.

Nach jahrzehntelangem Verfall wurde das Projekt zur Revitalisierung und Aufwertung des ehemaligen Wasserflugplatz-Areals in die Wege geleitet. Man beschloss, den ursprünglichen Bestimmungszweck des kleinen Gebäudes wieder aufzugreifen und ein ziviles Flug-Schulungszentrum zu eröffnen. Bis der neue Wasserlandeplatz reaktiviert wird, werden die neuen Piloten die ruhigen Gewässer des Sees zunächst aber nicht als Start- und Landebahn nutzen können. Derzeit verwendet die AirVergiate-Flotte den Flughafen von Biella als Operationsbasis.

Tragwerkserneuerung mit ACB®-Lochstegträgern: garantiert geringes Gewicht

Das historische Gebäude hatte ein Satteldach, das von einem Polonceau-Fachwerkbinder aus Metall getragen wird. Dank der Höhe bis zu den Trägern von etwa 5,8 m konnte in 3,5 m Höhe ein Teilhängeboden eingezogen werden, um die Nutzfläche zu verdoppeln. Die Notwendigkeit einer leichten Konstruktion für den neuen Hängeboden lag auf der Hand, um die ursprünglichen Ziegelpfeiler, die teilweise bereits durch Feuchtigkeit angegriffen waren, nicht über Gebühr zu belasten. Dabei wurde auf zwei von Haus aus leichte Materialien zurückgegriffen: Stahl und Holz.

Nicht ganz so selbstverständlich erschien der Vorschlag der Planer für die Metallkonstruktion der neuen Zwischendecke: Der Eindruck von Trägern mit großen runden Öffnungen, die optisch eine aeronautische Ähnlichkeit mit den Flügelrippen von Flugzeugen wachrufen, setzte sich gegenüber der womöglich logischeren Lösung eines Fachwerkträgers, der an den bestehenden Deckenbinder angepasst wird, durch.

Die Lochstegträger, die sich sowohl in Bezug auf das Material als auch optisch durch Leichtigkeit auszeichnen, wurden aus gewalzten Stahlprofilen (IPE400) gefertigt und im Werk speziell verarbeitet, und zwar in doppeltem sinusförmigem Verlauf entlang des Stegs und Schweißungen an den beiden T-Elementen. Dadurch konnten die Querschnittshöhe um 50% gesteigert (614 mm) und am Steg große kreisförmige Öffnungen mit einem Durchmesser von 80% der endgültigen Trägerhöhe angebracht werden. Die Stegträger mit einer Spannweite von 13 m, die zum Abschluss mit aluminiumfarbenem Lack gestrichen wurden, erinnern an Flugzeugflügel in vergrößertem Maßstab.

Die parallelen Träger wurden schräg zum rechteckigen Grundriss des Gebäudes angeordnet, und bei der Planung wurde besonderes Augenmerk auf die optische Disposition der Öffnungen gelegt, die von Träger zu Träger perfekt „ineinandergreifen“. Sie befinden sich in einem Abstand von 3,5 m zueinander und wurden mit Verankerungen in Form von Metallbindern fixiert. Durch diese einzigartige Konstruktion gelang es nicht nur, dem Innenraum Dynamik zu verleihen, auch das Problem der nicht lotrechten Wände des Gebäudes aus dem frühen 20. Jahrhundert war damit gelöst. Die Decke wurde nur mit Dielen aus gepresstem, 10 cm dickem Schichtholz verkleidet, das auch als Verstrebung für die Hängestruktur der Träger und Verankerungen dient. Zur Befestigung des Systems war es zunächst erforderlich, den Fachwerkträger des Dachs mit neuen Eckblechen zu verstärken, die im Zwischenraum zwischen zwei C-Profilen des Binders eingefügt wurden.

Die Flugschule verfügt auch über eine Bar und einen Mehrzweckraum für die Allgemeinheit, der auf das Areal des ehemaligen geschichtsträchtigen Wasserflugplatzes mit seinem Naturreichtum hinausgeht.

Projektinformationen:

  • Sesto Calende
  • Italien
  • Architekt:
    Studio Castiglioni e Nardi / Arch. Maurizio Colombo und Cristian Meletto
  • 2009
  • Bauherren:
    Air Vergiate - Italian Flight Training Organization 001
  • Ingenieurbüro:
    Ingg. Paolo e Marco Lucca
  • Bauunternehmen:
    Stahl: Lochstegträger ArcelorMittal Cellular Beams
    Technische Assistenz ACB: Mauro Sommavilla ArcelorMittal Commercial Long Italia
  • Fotograf:
    Andrea Raffin für ArcelorMittal, Studio Castiglioni e Nardi
  • Text:
    Tommaso Tirelli