Komplexes Tragwerk mit HISTAR®-Stahl für den Erweiterungsbau des Denver Art Museums

Bei der Erweiterung des Denver Art Museums, dem Frederic C. Hamilton-Gebäude, handelte es sich nicht um einen einfachen Anbau an das bestehende Kunstmuseum, sondern es wurde damit ein neuer Museumskomplex geschaffen. Seine dekonstruktivistische, geometrische Form wurde mit einem Stahltragwerk realisiert, in dem hochfester Stahl HISTAR® von ArcelorMittal eingesetzt wurde.

Beschreibung

Das Frederic C. Hamilton-Gebäude beherbergt die moderne und zeitgenössische Kunstsammlung sowie die Sammlung für Architektur und Design und Ozeanische Kunst, ein Auditorium, das Platz für 280 Menschen bietet, und ein Kunstarchiv. Auch der Haupteingang des Museums wurde in den Anbau verlegt, die großzügige Eingangshalle bietet Zugang zu verschiedenen Boutiquen und dem Café.

Die anspruchsvolle, geometrische Form des Gebäudes imitiert seine städtische und natürliche Umgebung, unter anderem die nahegelegenen Rocky Mountains. Die winkelige Konstruktion besteht aus 20 verschieden geneigten Flächen, von denen keine parallel oder senkrecht zueinandersteht. Um das unregelmäßige geometrische Design zu verwirklichen, brauchte es ein hochkomplizierte Stahltragwerk, für das 2.700 Tonnen Stahl verbaut wurden. Das Tragwerk konnte innerhalb von 13 Monaten errichtet werden.

Das Projekt entstand unter Zusammenarbeit von Daniel Libeskind und Davis Partnership, Denver. Dieses Team beaufsichtigte den Projektbau und hat seinen Sitz seit der Fertigstellung des Entwurfs in Denver. Das Studio arbeitete eng mit dem Direktor, den Konservatoren, dem Ausstellungsteam, dem als Kontaktperson fungierenden Architekten und dem Kuratorium zusammen, um ein innovatives Museum zu schaffen, das den Ansprüchen des 21. Jahrhunderts entspricht.

Das Auge und der Flügel: Beschreibung von Daniel Libeskind

„Der neue Bau des Denver Art Museums ist eine Ikone, deren Merkmale und Form ein internationales Publikum anziehen wird. Nexus wurde in enger Verbindung zu der Funktion und Ästhetik des bereits bestehenden Ponti-Museums sowie dem „Civic Center“ und der öffentlichen Bibliothek entworfen. Der neue Bau ist eine Verknüpfung zwischen Stadtzentrum und Bürgerzentrum und bildet eine enge Verbindung zu der Golden Triangle Neighborhood. Das Projekt war nicht als allein stehendes Gebäude, sondern als integrierter Teil der öffentlichen Bereiche, Monumente und Schnittstellen in diesem neu entstehenden Stadtteil gedacht, wodurch es erheblich zu einer nachbarschaftlichen Gemeinschaft beiträgt.

Die Materialien des Baus und des Platzes wurden dem örtlichen Bestand (Stein) entnommen und mit innovativen, neuen Materialien (Titan) kombiniert. Daraus entstanden architektonische Räume, die die lokale Tradition der Stadt Denver mit dem 21. Jahrhundert verbinden.

Die phantastische Vitalität und das Wachstum von Denver seit der Gründung bis zum heutigen Tag haben die Form des neuen Museums begründet. Das Zusammenspiel der herrlichen Landschaft und das atemberaubende Panorama des Himmels und der Rocky Mountains stehen im Dialog mit der Kühnheit des Baus und der romantischen Umgebung und so machen sie aus diesem Komplex einen einzigartigen Platz auf der Erde. Die Menschen gehen beim Schmieden ihrer eigenen kulturellen, städtebaulichen und geistigen Zukunft sehr mutig und fortschrittlich vor, was jedem, der den Boden Colorados betritt, positiv auffällt.

Eine der Herausforderungen beim Bau des Denver Art Museums war der Umgang mit dem außergewöhnlichen Spektrum der Veränderung von Licht, Farbgebung, atmosphärischen Auswirkungen, Temperatur und Wetterbedingungen, die diese Stadt kennzeichnen. Ich weise darauf hin, dass diese nicht nur zweckmäßig und materiell gesehen, sondern auch kulturell und empirisch zugunsten der Erfahrungswerte des Besuchers einfließen müssen. Die Verbindung zwischen dem Experiment aus zeitgenössischer Kunst und der Einzigartigkeit der örtlichen Gegebenheiten war bei der Wahl bezüglich der Materialien, Form und Raum entscheidend.

Die Gemeinde war stark an der Errichtung des neuen Denver Art Museums beteiligt, denn selbst wenn der Architekt die volle Verantwortung für die Arbeit trägt, ist das Mitwirken der Öffentlichkeit ein Meilenstein zum Erfolg des Baus. Ich bin von der Bedeutung der Mitsprache überzeugt und glaube, dass die Diskussion bezüglich des Projekts die Beteiligung der Öffentlichkeit am Museum fördert, diese Zusammenarbeit ist schon immer ein wichtiger Faktor für das Gelingen eines Projekts gewesen.

Das räumliche Spektrum des Museums wird für den Besucher ein weit größeres Erlebnis als das Gesamtergebnis darstellen. Das Erlebnis beginnt für den Besucher vor Eintritt in den eigentlichen Bau, da dieser als spektakuläre, moderne Form am Horizont der Stadt der Stadt entworfen wurde. Aus diesem Grunde wurde der öffentliche Verkehr zu einer dreidimensionalen Erforschung von Ort, Zeit und dem Unerwarteten.

Im 21. Jahrhundert werden die Erfahrungen des Besuchers und das Museum selbst vollständig überdacht. Die alten Schranken zwischen Tradition und Zukunft werden aufgelöst und in einem neuen Programm der Baukunst strukturiert. Die umwelttechnischen Fragen und die Rolle der Architektur beim Aufbau einer kreativen Beziehung zu ihrer Umwelt wurden bei der Gestaltung und dem Bau des Museums erforscht. In Fragen zu Licht und Anlagen innerhalb des Baus wurde auf eine Vielzahl von Erfahrungen mit Museen zurückgegriffen. Da das neue Museum nicht als Abstraktum, sondern als Ort der verschiedenen Wünsche der Öffentlichkeit gedacht ist, wurden die neuesten Technologien verwendet, die dann in den gesamten Komplex eingebunden wurden.

Aufgrund der Vielseitigkeit und Unvorhersehbarkeit der zeitgenössischen Kunst besteht eine Aufgabe des Museums darin, anregenden und fruchtbaren Raum für neue Kunst anzubieten. Dieser Raum variiert von den Schwarz-Weiß-Galerien bis zu den spürbaren Bereichen, in den intime Träume und großartige Kunstinstallationen zusammentreffen. Der zeitgenössische Stil der Galerien im Neubau befasst sich auch mit dem unendlichen, immer wieder überraschenden und herausfordernden Kunsthorizont, indem sie den Künstlern neue Möglichkeiten zur Gestaltung und Umsetzung ihrer kühnsten Träume bieten.

Das Gebäude von Ponti ist ein gewaltiger Bau, der von einem bemerkenswerten Architekt seiner Zeit errichtet wurde. Der neue Anbau des Denver Art Museums hat die erforderliche Kraft, um das schon vorhandene Museum in einen städtebaulichen Dialog mit der Zukunft einzubinden. Im neuen Bau werden die Eingangshalle, die Bereiche für gesellschaftliche Aktivitäten sowie die funktionellen Verbindungen als neuer Zugang zu dem gesamten Komplex zusammengefasst.  Zudem stellt er einen nahtlosen Übergang dar und verändert somit die öffentliche Wahrnehmung des Ponti-Baus. Bei diesem Projekt wird dem Museum nicht nur ein weiterer Teil hinzugefügt, sondern ein neuer Komplex errichtet, in dem der Bau von Ponti eine wesentliche und regenerierende Rolle spielt. Der neue, für das Denver Art Museum errichtete Bereich wird zusätzlich zu den schon mit dem Kunstexperiment vertrauten Menschen ein neues Publikum anziehen.  Dies geschieht durch das Angebot neuer, einzigartiger Erfahrungen, die das Museum nicht nur für Besucher aus Denver, sondern aus aller Welt zu einem beliebten Ausflugsziel machen.

Der neue Bau beruht nicht auf einer Stilvorstellung oder der Erneuerung von fertigen Ideen oder einer Außenform, da die Architektur Innen und Außen nicht trennt, es entsteht keine hübsche Fassade, in der eine typische Museumswelt vorherrscht. Diese Bauweise spricht vielmehr auf erstaunliche Weise den Intellekt, die Gefühle und die Sinne des Publikums an. Die Kombination dieser Dimensionen für den Genuss und zur Erbauung des Publikums wird an einem Bau vollzogen, der die Handarbeit der Architektur und deren unmittelbare Beziehung zwischen Hand, Auge und Vorstellungskraft respektiert. Zu guter Letzt besteht die Sprache der Architektur neben den Worten aus dem Lachen des Lichts, der Proportionen und der Materialien.

Additional Information

Building Area: 146,000 sq. ft.
Structure: Steel structure on concrete with titanium and granite cladding
Building Cost: USD 75 million
Budget: USD 65 million

Projektinformationen:

  • Denver, Colorado
  • USA
  • Architekt:
    Daniel Libeskind
  • Wettbewerb:2000 - Eröffnung: Herbst 2006
  • Bauherren:
    Denver Art Museum, City of Denver
  • Ingenieurbüro:
    Arup Statiker
  • Bauunternehmen:
    Joint Venture: Davis Partnership
  • Fotograf:
    Studio David Libeskind/mit freundlicher Genehmigung

Technische Details:

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