Paulo Autran-Tunnel: Lateinamerikas erster Verkehrsbau mit Stahlspundwänden

Dieser Tunnel wurde erbaut, um die Zufahrt zu einer Tiefgarage des Flughafen Congonhas in São Paulo (Brasilien) zu ermöglichen. Die Innovation bei diesem Projekt liegt in dem Einsatz von Stahlspundwänden als Stützmauern, was während des Baus zahlreiche Vorteile mit sich brachte. Die Spundwände aus Stahl wurden von ArcelorMittal geliefert.

Beschreibung

Als Antwort auf den steigenden Flug- und Passagierverkehr auf dem Congonhas International Airport in São Paulo wurde eine Neuordnung der Zufahrts- und Ausfahrtswege durchgeführt, die zum Ziel hatte, den Verkehrsfluss zu optimieren und Staus im Flughafenbereich zu verhindern.

Im Zuge dieses Projekts wurde nahe der Hauptverkehrsachse Avenida Washington Luis auch eine Tiefgarage gebaut, um die Parksituation auf dem Flughafenareal zu verbessern. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens auf dieser Straße und um den Bau einer zusätzlichen, ampelgeregelten Kreuzung zu vermeiden, wurde ein Tunnel gebaut, um die Zufahrt zur Tiefgarage zu ermöglichen. Der Tunnel ist 310 m lang, davon sind 160m überdacht und 150m offen. Er bietet zwei Fahrspuren und einen Notstreifen für Fußgänger.

Bei dem Grubenaushub wurden Betonfertigteile als Wand im Zugangs- und Ausgangsbereich eingesetzt. Die Stützmauern bestehen aus Stahlspundwänden auf beiden Seiten des Tunnels, und der obere Abschluss wurde ebenfalls mit Betonfertigträgern ausgeführt.

Pionierarbeit: Tunnelwände aus Stahlspundbohlen

Bei diesem Unterfangen wurde zum ersten Mal beim Straßenbau in Lateinamerika die Spundwandrammung eingesetzt. Sie agieren als Stützmauern und Gründung des Tunnels und bieten eine Reihe von Vorteilen bei den Bauarbeiten. Die Stützmauer ist gleichzeitig der Wandabschluss (Tunnelwand), deshalb ist weniger Aushubfläche erforderlich. Der schnelle Einbau der Spundwände vermeidet die Unannehmlichkeiten von Verkehrsunterbrechungen. Stahlspundwände ermöglichen eine saubere Baustelle und reduzieren die Umweltbelastungen. Aufgrund des einfachen Einbaus, bei dem nicht viele Arbeitskräfte und keine speziellen Maschinen benötigt werden, stellen Stahlspundwände eine effiziente Lösung für Baustellen mit schwierigem Zugang und geringen Platz dar. Außerdem sind nach Fertigstellung keine zusätzlichen Anarbeitungs- und Wartungsarbeiten notwendig. Die Spundwand erhielt an der Sichtseite einen Polyuretananstrich, der gleichzeitig Antihaftanstrich ist.

Abgesehen von den wettbewerbsfähigen Kosten und der flexiblen Nutzung bietet die Spundwandlösung im Paulo Autran-Tunnel auch hochwertige ästhetische Eigenschaften.

ArcelorMittal liefere rund 500 Tonnen Spundbohlen mit Längen von 12 un 14 m. (Inklusive Anarbeitunsleistungen wie Schneiden und Biegen) und gerippte Betonbewehrungsmatten aus Stahl.

Der Bodenbelag des unterirdischen Durchgangs wurde als “durchgängig bewehrter Betonboden” ausgeführt, wobei die Grundplatte direkt als Fahrbahnfläche verwendet wird. Der gesamte Beton wurde mit einer Schicht Antihaftfarbe versehen, um Schutz und Haltbarkeit zu erhöhen.

Tunnelausstattung

Der Durchgang wurde mit Beleuchtung, Belüftung, Brandschutzsystem sowie der Infrastruktur für einen geschlossenen TV-Kreis ausgestattet. Des Weiteren wurden Notrufsysteme mit eigenem Generator ohne Schlagscheiben vorgesehen. Für die Ableitung des Regenwassers aus dem Durchgang wurde ein Tunnelentwässerungssystem vorgesehen, das lediglich mit Schwerkraft arbeitet (ohne Pumpeneinsatz).

Fußgängerbrücke aus Metall

Das Projekt beinhaltete auch den Bau einer Fußgängerbrücke über zwei Fahrspuren der Washington Luis Avenue, um das Gebiet auch für Fußgänger besser zu erschließen.

Der genannte Zugang verbessert den Verkehrsfluss der Avenida Washington Luis in beide Richtungen, da die Ampeln für die Zufahrt zum Flughafen entfernt werden konnten. Über die Avenida fahren stündlich mehr als 10.000 Fahrzeuge, davon 2.000 Fahrzeuge zum Flughafen.

Projektinformationen:

  • São Paulo
  • Brasilien
  • Architekt:
    Planservi Engenharia Ltda
  • Januar 2008
  • Bauherren:
    SAO PARKING - Konzessionär für Parkeinrichtungen von Congonhas S/A, Stadtverwaltung von São Paulo und brasilianische Flughafen-Infrastrukturfirma Aeroportuária, Infraero
  • Ingenieurbüro:
    Construções e Comercio Camargo Corrêa S/A
  • Bauunternehmen:
    Construções e Comercio Camargo Corrêa S/A
  • Fotograf:
    Marcelo Scandaroli